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21. April 2024

Die Augsburger Zeitung

“Artists against Antisemitism” Augsburg laden ein zu Literatur, Musik und Gespräch am 24. April 2024

Bekannte Augsburger Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffende sowie das Staatstheater Augsburg haben sich dem Aufruf von Artists Against Antisemitism (AAA) angeschlossen, um Mitgefühl mit den unschuldigen Opfern des Massakers des 7. Oktober 2023 in Israel zu zeigen und um dem immer aggressiver auftretenden Israelhass und Antisemitismus entgegenzutreten. Am 24. April 2024 laden die Artists Against Antisemitism Augsburg zu Literatur, Musik und Gespräch ins Alte Rock Café (Staatstheater Augsburg) ein.


Artists Against Antisemitism
wurde bereits 2021 als Reaktion auf die “Initiative GG53 Weltoffenheit” gestartet, die die Resolution des Deutschen Bundestages gegen die BDS-Bewegung angegriffen hatte. Die Artists Against Antisemitism wollen der Dämonisierung, der Delegitimierung und den Doppelstandards gegenüber dem Staats Israel und gegenüber Juden weltweit ein Ende setzen und zeigen, dass jede und jeder Einzelne dem Antisemitismus etwas entgegensetzen kann.


Artists Against Antisemitism Augsburg – Literatur, Musik & Gespräch

24. April 2024, 20:00 Uhr
Altes Rock Café, Kriegshaberstraße 4, 86156 Augsburg

 

Mehr Information zu Artists Against Antisemitism: https://artistsagainstantisemitism.org/

geschrieben von Bernhard Schiller am 21. April 2024 um 10:00.

20. April 2024

Die Augsburger Zeitung

Kunstsammlungen Augsburg: “Geheimnisvolle Kästchen und alte Trinksitten!” – Internationaler Museumstag am 19. Mai 2024

Eintritt frei und besondere Führungen bei den Kunstsammlungen und Museen Augsburg

Zum Internationalen Museumstag am Sonntag, den 19. Mai 2024, laden die Kunstsammlungen & Museen Augsburg (KMA) wieder mit Eintritt frei und einem abwechslungsreichen Programm zu Erkundungstouren durch die einzelnen Häuser. So bekommen die Besuchenden unter anderem die Trinkgewohnheiten des 16. und 17. Jahrhunderts nähergebracht, dürfen im Maximilianmuseum das ein oder andere Kästchen mitsamt Geheimfach entdecken oder das nur selten geöffnete Lapidarium erkunden.

Beim internationalen Museumstag gibt es auch Einblicke, die sonst nicht möglich sind, zum Beispiel in der Dominikanerkirche.© Kunstsammlungen & Museen Augsburg, Foto: Monika Harrer-Jalsovec

Beim internationalen Museumstag gibt es auch Einblicke, die sonst nicht möglich sind, zum Beispiel in der Dominikanerkirche. © Kunstsammlungen & Museen Augsburg, Foto: Monika Harrer-Jalsovec

Spannende Ein- und Ausblicke in die Augsburger Stadtgeschichte versprechen die Führungen durch die Dominikanerkirche und den Glaspalast. Ebenfalls geführt wird durch die aktuellen Sonderausstellungen und Dauerausstellungen im Römerlager, Schaezlerpalais oder H2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast. Besonders attraktiv: Der Eintritt in alle Häuser und Ausstellungen der Kunstsammlungen und Museen Augsburg ist von 10 bis 17 Uhr frei!

  • Besonderes Führungsprogramm in allen Häusern
  • Eintritt und alle Führungen frei
  • Keine Anmeldung erforderlich
  • Führung in Dominikanerkirche bereits um 9 Uhr
  • Museen von 10 bis 17 Uhr geöffnet
  • Übersicht der einzelnen Veranstaltungen

Alle Informationen unter www.kmaugsburg.de/museumstag202

geschrieben von Bernhard Schiller am 20. April 2024 um 23:04.

Der Traum ist aus – FCA verliert in Frankfurt

Im Duell der Tabellennachbarn unterlag der FCA am 30. Spieltag trotz früher Führung 1:3 gegen die Frankfurter Eintracht, was den Höhenflug der Augsburger und dem Hype um die Qualifikation für die Champions League erst einmal ein Ende setzte.

von Udo Legner

In der Pressekonferenz hatte FCA-Coach Jess Thorup angekündigt, die Euphorie nutzen zu wollen und auch in Frankfurt auf Sieg zu spielen, obwohl die Eintracht neben Stuttgart und Leverkusen zu den Teams zählt, die noch kein einziges Heimspiel verloren haben. Im Schlüsselspiel um die Europapokal-Plätze beim Tabellensechsten standen die zuletzt ausgefallenen Kevin Mbabu und Kristijan Jakic wieder in der FCA-Startelf.

Traumstart mit Traumtor für den FCA
Die ersten beiden Hingucker gehörten den Hessen, die durch Marmoush gefährlich vor das Tor (4.) und auch zum ersten Torschuss (11.) kamen, der aber von Uduokhai noch abgefälscht wurde und so knapp neben das Tor ging. Auf der Gegenseite führte die erste Torchance gleich zum Führungstreffer für den FCA. Ein Konter wie aus dem Lehrbuch: Gegen den Ex-FCA-Spieler Philipp Max eroberte Mbabu den Ball, spielte auf Demirovic, der wiederum Ruben Vargas bediente. Aus spitzem Winkel drosch der Schweizer Nationalspieler spektakulär an Eintracht Keeper Kevin Trapp vorbei in den rechten Torwinkel. Nach diesem Führungstreffer bestimmte der FCA das Spielgeschehen, der sich durch Jakic (23.) eine weitere Halb- und durch Philip Tietz gar eine Großchance (30.) erspielte, als er eine scharfe Hereingabe von Arne Engels nur knapp verfehlte. Erst kurz vor der Halbzeitpause meldeten sich die verunsicherten Frankfurter zurück und wieder war es Marmoush, der mit einem Schlenzer das Tor von Dahmen nur knapp verfehlte.

 

Der FCA geht in Frankfurt mit wehenden Fahnen unter - Foto: Martina Tichov

Der FCA geht in Frankfurt mit wehenden Fahnen unter – Foto: Martina Tichov

Fazit zur Halbzeit: Mit dem FCA- Führungstreffer war der Bann gebrochen und der FCA knüpfte an seine starken Auftritte der letzten Wochen an. Das Frankfurter Publikum ließ die Eintracht-Spieler seinen Frust spüren und begleitete sie mit einem Pfeifkonzert in die Kabine.

Frankfurt nach Seitenwechsel wie verwandelt
Ob Eintracht-Coach Dino Toppmöller beim letzten Heimspiel des FCA gegen die Eisernen aus Berlin einen Spion in die Augsburger Kabine geschmuggelt hatte? Ganz wie der FCA beim letzten Heimspiel war die Eintracht nach Wiederanpfiff nicht wieder zu erkennen und war von nun an am Drücker. Verpasste Buta nach einer Freistoßvariante noch knapp, war es in der 55. Minute Chaibi, der aus kurzer Distanz den Ausgleichstreffer für die SGE erzielte. Für den FCA, der auf diesen Rückschlag keine passende Antwort fand, sollte es noch schlimmer kommen. Einmal mehr war es Marmoush, der sich im Mittelfeld clever durchsetzte und Ekitiké bediente, der nach gelungenem Dribbling den Ball platziert via Innenpfosten in die untere linke Ecke zur 2:1 Führung für die Eintracht einschoss (61.). Fast hätte der FCA nach diesem weiteren Rückschlag erfolgreich zum Gegenschlag ausgeholt, doch Demirovic Schuss (63.) wurde von der Frankfurter Defensive geblockt. Die von FCA-Trainer Thorup eingeleitete Umstellung auf 3-5-2 – Innenverteidiger Pfeiffer ersetzte Tietzt – brachte nichts ein, zumal der FCA auch bei seiner besten Chance in der Schlussphase – Pfeiffers Torschuss wurde noch abgefälscht (84.) – ohne Fortune war. Gegen die auf den Ausgleich drängenden Augsburger eröffneten sich den Frankfurtern jetzt viele Räume zum Konterspiel, die sie in der Schlussminute zum 3:1 Endstand zu nutzen wussten.
Begünstigt wurde der dritte Treffer für die Eintracht durch FCA-Keeper Dahmen, der in der Offensive sein Glück suchte, damit aber das Unglück der Augsburger perfekt machte. Durch diese Auswärtsniederlage vergrößerte sich der Abstand zu Eintracht Frankfurt auf sechs Punkte. Angesichts des schwierigen Restprogramms des FCA (Stuttgart, Dortmund, Leverkusen) könnte der Traum von Europa bereits ausgeträumt sein. Im nächsten Heimspiel (Samstag, 15:30 Uhr) gilt geht es gegen die abstiegsgefährdeten Werderaner aus Bremen erst einmal darum, wieder in die Erfolgsspur zu finden.

FC Augsburg: Dahmen – Mbabu, Gouweleeuw, Uduokhai, Pedersen – Jakic (80. Breithaupt) – Engels (80. Michel), Maier – Vargas (57. Pep Biel) – Tietz (65. Peiffer), Demirovic

geschrieben von Udo Legner am 20. April 2024 um 19:36.

Besseres Stadtklima für Oberhausen und Rechts der Wertach

Der Augsburger Stadtrat hat im Mai 2022 die Stadtteile „Oberhausen-Mitte“ und „Rechts der Wertach“ zum „Modellquartier Klimaanpassung“ erklärt. Nun startet eine fünfteilige Veranstaltungsreihe zur klimaresilienten Umgestaltung des Quartiers und zur Sensibilisierung der Bevölkerung.

In Oberhausen Mitte und Rechts der Wertach sind überdurchschnittlich viele Flächen luft- und wasserdicht durch Gebäude und Straßen abgedeckt. Gleichzeitig gibt es wenig Grünflächen. Das macht die Stadtteile zu Hitze-Hotspots. Durch den so genannten Wärmeinseleffekt liegen die nächtlichen Temperaturen teils mehr als vier Grad über den Umlandtemperaturen. Daher ist eine klimaresiliente Umgestaltung und Sensibilisierung der Bevölkerung dort besonders wichtig.

In der Veranstaltungsreihe wird allen Interessierten, insbesondere Bewohnern des Quartiers, zunächst grundlegendes Wissen zum Klimawandel in Augsburg vermittelt. Dann werden Beratungsangebote, Förderprogramme, Konzepte und konkrete Projekte vorgestellt. Ausrichter der Reihe ist das Quartiersmanagement Rechts der Wertach. Die Erkenntnisse aus dem Modellquartier sollen später auch auf andere Quartiere übertragen werden.

Die fünf Abende (immer mittwochs) im Einzelnen:

  • 24.04.2024: Einführung: Klimawandel in Augsburg, Ausblick auf die Informationsreihe
  • 08.05.2024: Klimagerechte Anpassung von privaten Gebäuden und Freiflächen
  • 15.05.2024: Klimaquartier – Alltagspraxis und Engagement
  • 05.06.2024: Neue Lösungen für Mobilität und Straßenraum im Klimawandel
  • 12.06.2024: Hitzeschutz für Gesundheit und Gebäude

Alle Veranstaltungen beginnen um 18 Uhr im ProjektRaum an der Ecke Wolfgang-/ Wertachstraße. Einen Flyer mit näheren Infos gibt es hier (pdf, 415 kB).

Klimaresilient werden: Die eigene “Insel” muss keine Wärmeinsel sein

Beratungstag: Das eigene Grundstück klimagerecht umgestalten

Auch die Grundstückseigentümer und Mietgemeinschaften selbst können sich vor den Folgen des Klimawandels schützen und ihr direktes Wohnumfeld verbessern. Stichworte sind:

  • Erhöhung der Aufenthaltsqualität
  • Schaffung von Schattenorten
  • Frischluftproduktion und Kühlung
  • Verbesserung des Mikroklimas
  • Starkregenvorsorge
  • Erhöhung der Artenvielfalt

Wie das gehen kann, soll ein Offener Beratungstag zeigen. Am Samstag, den 4. Mai 2024 von 10 bis 14 Uhr werden den Eigentümern und Mietern von Landschaftsarchitekten an zwei Infoständen (Ecke Wertach-/ Wolfgangstraße und Drentwettsteg / Äußere Uferstraße) und auch im Rahmen von Spontanberatungen am Grundstück Möglichkeiten der Begrünung und Entsiegelung aufgezeigt. Alle Beratungsangebote sind kostenlos. Auch hierzu gibt es einen städtischen Flyer (pdf, 117 kB).

geschrieben von bst am 20. April 2024 um 11:27.

17. April 2024

Die Augsburger Zeitung

“Hass, Hetze und Häme -Wie man Pöblern und Populisten im Netz Paroli bietet” – Lesung am 8. Mai 2024

Lesung und Vortrag mit dem Journalisten und Buchautor Hasnain Kazim am 8. Mai 2024 in der Stadtbücherei

Hasnain Kazim ist Preisträger des CNN Journalist Award 2009, des christlichen Medienpreises Goldener Kompass sowie des Medium Magazins (3. Platz als Politikjournalist des Jahres 2016). Bekannt wurde der studierte Politikwissenschaftler und Marineoffizier unter anderem durch seine Tätigkeit als Auslandskorrespondent für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Seit Ende 2019 lebt und arbeitet er als freier Autor in Wien und schreibt unter anderem für Die Zeit, die Taz, die Süddeutsche Zeitung und den Deutschlandfunk.

Dass Kazim als Journalist hasserfüllte Leserpost bekommt, ist keine Seltenheit – zumal er über heikle Themen schreibt. Sein fremd klingender Name reizt manchen Absender zudem. Nach der Landtagswahl 2019 hatte er die AfD kritisiert und darauhin fünf bis fünfzehn Morddrohungen täglich bekommen, wurde auf einer Todesliste geführt.

 

Haznain Kazim - Foto: Peter Rigaud

Haznain Kazim – Foto: Peter Rigaud

Kazims Umgang mit Pöblern und Populisten ist souverän. Er antwortet schlagfertig und witzig, woraus sich mitunter erhellende Dialoge ergeben. Dabei entlarvt Kazim die Absurdität der Anfeindungen und zeigt, dass man sich nicht von Wut und Hetze einschüchtern lassen muss, sondern selbstbewusst und humorvoll seinen Standpunkt vertreten kann. Vor allem aber zeigt Kazim auch, wie konstruktives Streiten als Grundlage der Demokratie funktionieren könnte. Mit der Lesung aus seinen Büchern („Post von Karl-Heinz“ und „Auf sie mit Gebrüll“) gibt er eine dringend benötigte Anleitung für all die Diskussionen, denen wir sonst lieber aus dem Weg gehen – und ist dabei sehr unterhaltsam.


Im Anschluss Zertifikatsverleihung für “Heroes”

Veranstalter der Lesung ist der Verein Brücke e.V. Augsburg, der sich um die pädagogische Betreuung und Förderung von Straffälligen und sozial gefährdeten Jugendlichen kümmert. Zu den vielfältigen Projekten der “Brücke” zählt seit vielen Jahren das von der Stadt Augsburg und der Europäischen Union unterstützte Präventionsprojekt “Heroes“, das Jugendliche aus “Ehrenkulturen” darin schult, sich gegen Unterdrückung im Namen der Ehre einzusetzen. Im Anschluss an Kazims Vortrag werden sechs junge Männer mit dem Heroes-Anerkennungs-Zertifikat ausgezeichnet.

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“Hass, Hetze und Häme -Wie man Pöblern und Populisten im Netz Paroli bietet”
Vortrag und Lesung mit Haznain Kazim
8. Mai 2024
Stadtbücherei Augsburg

Der Eintritt ist frei, um Anmeldung vorab unter 0821 – 45 54 00 0 oder info@bruecke-augsburg.de wird gebeten. Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es im Flyer.

 

geschrieben von Bernhard Schiller am 17. April 2024 um 21:24.

15. April 2024

Die Augsburger Zeitung

Blitzmarathon 2024: Wo wird in Augsburg geblitzt?

Zum elften Mal führt die Bayerische Polizei am Freitag, den 19. April, den so genannten Blitzmarathon durch. Einmal im Jahr werden dabei für 24 Stunden zahlreiche Geschwindigkeits-Messstellen aufgebaut.

Der Blitzmarathon startet am Freitag um 6 Uhr und dauert bis Samstag, 20. April um 6 Uhr. “Es geht uns nicht darum, möglichst viele Bußgeldbescheide zu verschicken”, so Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. 125 Menschen seien im Jahr 2023 bei Geschwindigkeitsunfällen ums Leben gekommen. Der Blitzmarathon solle deshalb wachrütteln, sich unbedingt an die Tempolimits zu halten.

Wo genau in ganz Bayern die Blitzer stehen, ist in einer Liste auf der Seite des Innenministeriums zu finden. Dort gibt es auch eine interaktive Karte des Portals BayernAtlas mit einem Layer, in dem die Messstellen eingetragen sind.

Die Messstellen im Stadtgebiet Augsburg (Angaben ohne Gewähr):

  • Alter Postweg, Schule (30)
  • Auf dem Kreuz gegenüber 41 (30)
  • Berliner Allee, Ein- und Ausfahrt Feuerwehr/RTW (50)
  • Carl-Schurz-Straße 23 (Z30)
  • Donauwörther Straße 258 (50)
  • Eschenhofstraße 55 (30)
  • Friedberger Straße / Damaschkeplatz (50)
  • Friederich-Ebert-Straße 14 (30)
  • Gabelsberger Straße, Kindergarten (30)
  • Hans-Böckler-Straße, 250 m östl. MAN-Brücke (50)
  • Haunstetter Straße 95 (50)
  • Haunstetter Straße 131 (50)
  • Haunstetter Straße 143 (50)
  • Hauptstraße 17, Bergheim (30)
  • Hirblinger Straße 211 (50)
  • Hubertusplatz, Schule (30)
  • Hugo-Eckner-Straße, Schule (30)
  • Klinkerberg / Gesundbrunnenstraße (50)
  • Kopernikusstraße, Schule (30)
  • Lechhauser Straße vor Ulrichstein (50)
  • Neusäßer Straße 43a (50)
  • Peterhofstraße, Schule (30)
  • Pferseer Unterführung (30)
  • Reinöhlstraße, Schule (30)
  • Schillstraße vor Schule und Kindergarten (30)
  • Sebastianstraße / Wolfzahnstraße (50)
  • Sommestraße 70 (Z30)
  • Staatsstraße St 2035, Abs. 760, FR. Mühlhausen (70)
  • Staatsstraße St 2381, Abs. 80, FR. Gersthofen (70)
  • Stuttgarter Straße 61A (50)
  • Universitätsstraße, Universität (30)

Zwei weitere Messstellen im Stadtgebiet befinden sich auf der B17 (nahe Gögginger Straße) und der A8 (nahe Raststätte Augsburg Ost).

geschrieben von bst am 15. April 2024 um 17:50.

Augsburger Gas-Aus: Stadtwerke-Unterstützung durch fragwürdigen Faktencheck

Die Internetseite volksverpetzer.de hat einen zweifelhaften Versuch unternommen, die Stadtwerke Augsburg (swa) gegen einen Bericht der BILD-Zeitung zu verteidigen. BILD hatte zunächst mit der Schlagzeile “Erste Großstadt will Gasnetz stilllegen”1) den swa Kundenfeindlichkeit unterstellt. Die als Faktencheck gelabelte Antwort unterstellt jetzt der BILD, am Weiterbetrieb von Gasheizungen zu verdienen.

Ein Medium, das derben Sprachstil praktiziert wie die BILD, als “Fake-News-Schleuder” und “Lügen-Blatt” zu bezeichnen, das skrupellos “massive Manipulation” betreibt, mag von der Meinungsfreiheit gedeckt sein. Das hat nur mit einem seriösen Faktencheck nichts zu tun. Wenn dann aber eine Verschwörungstheorie präsentiert wird, die so manchem Schwurbler zu höchster Ehre gereichen würde, wird es peinlich. Genau das hat die Internetseite volksverpetzer.de in einem Text mit der Überschrift “Gasnetz-Fake: BILD will, dass Du ihren Investoren Milliarden bezahlst”2) nun getan. Sinngemäß geht die Geschichte so:

“BILD gehört dem Verlag A, der gehört wiederum einem Herrn B und einer Gesellschaft C. C wiederum investiert in Firmen D, die ihrerseits in fossile Energien E investieren.” Der BILD-Artikel sei deshalb dreistes Anlügen der Leserschaft “im Profitinteresse”.

Faktenschnipsel sind keine Fakten

Auch im eigentlichen Faktenteil nimmt es volksverpetzer.de nicht so genau und glänzt durch Weglassen. So wird der im Gebäudeenergiegesetz vorgesehene Ersatz von Erdgas durch Wasserstoff3) beim Heizen – Stichwort “H2 Ready” – mit folgender Argumentation ad absurdum geführt:

Beim Einsatz einer Wärmepumpe werde aus einer Kilowattstunde Strom mehr als eine Kilowattstunde Heizleistung. Bei der Umwandlung von Strom in Wasserstoff und dessen Transport würden hingegen Verluste entstehen. Deshalb sei es “schon mal rein logisch besser, mit Strom direkt zu heizen”.

Das mag zwar als Fakten-Schnipsel für sich korrekt sein. Andere Aspekte der Wasserstofftechnologie unterschlägt volksverpetzer.de jedoch völlig. Grüner Wasserstoff ist nämlich weit mehr als nur eine Alternative zum Energietransport von A nach B.

Das ganze Bild

Fakt Eins: Die Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse erfolgt nicht zeitgleich mit der Beheizung von Häusern, wo sie in winterlichen Dunkelflauten um den knappen und teuren Wärmepumpenstrom konkurrieren würde. Elektrolyseure werden sinnvollerweise mit Überschussstrom aus regenerativer Erzeugung betrieben. Zurzeit wird dieser Strom zu extrem niedrigen oder sogar negativen Preisen ins Ausland verschleudert4). Grüner Wasserstoff kann also teilweise mit negativen variablen Kosten erzeugt werden5). Wasserstoff heißt nicht “wir werfen einfach Strom weg”, wie volksverpetzer.de suggeriert. Im Gegenteil: Strom, der sonst weggeworfen wird, wird sinnvoll genutzt.

Auch Fakt Zwei fällt bei volksverpetzer.de völlig unter den Tisch: die Speicherfähigkeit. Mit Wasserstoff werden Stromerzeugung und Heizenergiebedarf zeitlich entkoppelt. Wasserstoff – oder auch das daraus erzeugte Derivat Methan – kann beliebig lang in der Gasinfrastruktur gespeichert werden.

In Haunstetten funktioniert es schon

Wie gut und praktikabel per Photovoltaik erzeugter Wasserstoff zu Heizzwecken genutzt werden kann, zeigt ein gemeinsames Projekt von WBG und Stadtwerken (sic!) in der Marconistraße in Augsburg6) (DAZ berichtete). Dort werden seit fünf Jahren 70 Wohneinheiten mit “Power to Gas” 7) beheizt. Scheint die Sonne, wird Wasserstoff und daraus Methan erzeugt, in einem Tank gespeichert und später zum Beheizen der Wohnungen verwendet.

Für Faktenchecker nochmals zum Mitschreiben: In der Marconistraße geht der Einsatz der Wasserstofftechnologie weit darüber hinaus, Energie just in time vom Hausdach ins Wohnzimmer zu transportieren.

Alles in allem darf bezweifelt werden, dass der in Teilen doch sehr faktenbefreite und aktivistische “Faktencheck” den Stadtwerken hilft. Die Frage “Cui bono” muss dennoch immer gestellt werden.

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Weiterführende Links:

1) Erste Großstadt will Gasnetz stilllegen
2) Gasnetz-Fake: BILD will, dass Du ihren Investoren Milliarden bezahlst
3) § 71k Gebäudeenergiegesetz
4) Überschussstrom: Wohin mit all der Energie?
5) Variable Kosten von grünem Wasserstoff erstmals negativ
6) Weltweit erste dezentrale Power-to-Gas-Anlage in Augsburg
7) Power-to-Gas: Aus grünem Strom wird grüner Wasserstoff

geschrieben von bst am 15. April 2024 um 09:14.

6. Sinfoniekonzert: Die Kraft der Natur

Archaisches und Ursprüngliches mit dem Artist in Residence. Die Augsburger Philharmoniker begeistern das Publikum.

von Halrun Reinholz

Nicht so viel Bekanntes beim 6. Sinfoniekonzert. Und doch war die Kongresshalle gut besucht bei dem als „Naturkraft“ angekündigten Konzertabend, den der erste Kapellmeister Ivan Demidov dirigierte.

Zum Einstieg ein Stück der Finnin Kaija Saariaho mit dem Titel „ciel d`hiver“, Winterhimmel. Und das an einem Apriltag mit Sommertemperaturen. Die vielseitige Komposition der im letzten Jahr viel zu früh verstorbenen Komponistin huldigt dem winterlichen Sternbild des Orion. Das suggestive Klangerlebnis aus sphärischen Klängen entsteht durch feine Nuancen und zarte Schattierungen. Kaija Saariaho verstand sich als Feministin und orientierte sich, mangels finnischer Vorbilder, an den Schriftstellerinnen Anais Nin und Simone Weil.

Das zweite Stück brachte den Schlagzeuger Alexej Gerassimez auf die Bühne, Artist in Residence der laufenden Spielzeit und dem Augsburger Publikum inzwischen bekannt. Er spielte ein Konzert für Schlagzeug und Orchester des 1966 geborenen neuseeländischen Komponisten mit griechischen Wurzeln John Psathas, das den Namen des Seeungeheuers Leviathan trägt. „Unserem Planeten geht es sehr schlecht, und es scheint, als könnten wir es kaum erwarten, die ‚Ziellinie‘ zu erreichen“, gibt der Komponist zu Protokoll. Ein Klimastück also, das den außer Kontrolle geratenen Wettlauf des Menschen mit der Katastrophe beschwört. Ungewöhnlich, aber konsequent, verstärkt er die Suggestion der verschmutzten Natur durch die Wahl des Instrumentariums – außer den üblichen Schlaginstrumenten kommen eine mit Wasser gefüllte Plastikflasche zum Einsatz, eine mit Wasser gefüllte Ikea-Salatschüssel sowie ein Sieb, durch das Wasser gegossen wird. „Auf dem Weg zur Hölle“ und „Bald gehen wir alle auf dem Wasser“, sind der erste und der dritte Satz überschrieben. Der zweite Satz dazwischen, „Der letzte Bach“, knüpft an Beethovens Pastorale an und stellt sich der Frage, wie dieser „ikonische Komponist“ auf den aktuellen Zustand der Natur reagiert hätte.

Naturkraft - Foto: Jan-Pieter Fuhr

Naturkraft – Foto: Jan-Pieter Fuhr

Der letzte Satz, „Ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang“, zitiert ein bekanntes Gedicht von Rilke („Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen/die sich über die Dinge zieh`n/Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen/aber versuchen will ich ihn./Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,/und ich kreise jahrtausendelang,/und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm/oder ein großer Gesang.“) Die Hoffnungsäußerung des Dichters korreliert mit dem Optimismus Beethovens, doch dazu bedarf es des Handelns. Der Schlagzeuger steht die ganze Zeit über im Dialog mit den Musikern, mit den Elementen, bedient sich auch der klangvollen Töne des Vibraphons. Eine Herausforderung für Gerassimez, die er durch seine Dynamik und Virtuosität bravourös, ja schwindelerregend meistert. Das begeisterte Publikum entlockt ihm gleich zwei virtuose Zugaben, die er mit heiterer Lust und Leichtigkeit darbringt.

Die Sinfonie Nr. 1 in e-Moll op. 39, von Jean Sibelius, auch nicht eben ein Mainstream im Konzertprogramm, rundete das Konzert ab. Sie zeigt einen Aspekt des finnischen Komponisten, der abseits vom Klischee des romantischen Folkloristen liegt, von dem die Rezeption in den europäischen Konzertsälen gängigerweise geprägt ist. Es lag ihm daran, als Sinfoniker ernstgenommen zu werden. Seine Auseinandersetzung mit Beethoven, Bruckner, aber auch Berlioz spiegelt sich in dem Werk. Eine Sinfonie war für ihn ein „Glaubensbekenntnis“, das er ernsthaft zu vermitteln suchte und wovon die Augsburger Philharmoniker auch das Konzertpublikum überzeugen konnten.

geschrieben von Halrun Reinholz am 15. April 2024 um 09:00.

13. April 2024

Die Augsburger Zeitung

FCA gegen Union Berlin: Stockend zum Höhenflug

Nach zwei sieglosen Spielen fand der FCA am 29. Spieltag mit einem 2:0 Heimsieg gegen FC Union Berlin zurück in die Erfolgsspur. Auch wenn der Auftritt des FCA vor allem in der ersten Halbzeit viel zu wünschen übrig ließ, festigte die Thorup-Truppe mit diesem Dreier den siebten Tabellenplatz, der bei einem Leverkusener Triumph im DFB-Pokal zur Teilnahme an der Europa Conference League berechtigt.

von Udo Legner

Wohl als Reaktion auf die Auswärtsniederlage gegen die TSG Hoffenheim setzte FCA-Trainer Jess Thorup gegen die Eisernen aus Berlin wieder auf die zuvor bewährte Viererkette. Für Jakić rückte Breithaupt in die Startelf.

Defensiv belastet bis zum Halbzeitpfiff
Torschütze Philip Tietz brachte es auf den Punkt: „Es war kein schönes Spiel, von beiden Seiten nicht.“ Die Partie sei “defensiv belastet” gewesen. Dieses Statement liefert zwar die treffende Erklärung für die Flaute bezüglich Torraumszenen und Torschüssen – kann aber trotzdem nicht als Entschuldigung für den mauen Auftritt der Augsburger dienen. Doch der Reihe nach: Die ersten Spielminuten machten fast Angst. Es sah ganz so aus, als würde der Tabellendreizehnte mit dem FCA Katz und Maus spielen – so sehr wurde die FCA-Abwehr von den hochanlaufenden und in der Eröffnungsphase hochüberlegenen Berlinern durcheinandergewirbelt. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr wunderte man sich über die Dominanz der Eisernen, passte dies doch so gar nicht zu der zurückliegenden Berg- und Talfahrt der beiden Teams. Beim FCA ständig dasselbe Muster: Der Ball wurde in der eigenen Hälfte hin- und hergeschoben. Von Kreativität im Kombinationsspiel und im Spielaufbau keine Spur. Je länger das Spiel dauerte, desto offensichtlicher wurde es, wie sehr der Mannschaft Kristijan Jakić und Kevin Mbabu fehlten. Die wenigen und kaum nennenswerten FCA-Offensivaktionen wurden von den zweikampfstärkeren Eisernen – Nomen est omen! – schon im Ansatz unterbunden. Die erste klare Torchance (26.) ließ bis zur Mitte der ersten Hälfte auf sich warten und gehörte natürlich dem Gästeteam: Eine gelungene Kombination zwischen Schäfer und Kaufmann endete bei Alex Kral, der jedoch nur mit der Fußspitze an den Ball kam und so das Tor von FCA-Keeper Dahmen klar verpasste. Die letzte Viertelstunde in Halbzeit Eins war von vielen teils vehementen Zweikämpfen geprägt, die jeden Spielfluss verhinderten.

Fazit zur Halbzeit: Das Spielgeschehen stand im krassen Gegensatz zu der fast euphorischen Stimmung im Stadion, dessen Heimbereich mit 29731 Zuschauern einmal mehr bis auf den letzten Platz gefüllt war. Ob Trainer Thorup in der Halbzeitpause wieder die richtigen Worte gefunden hatte? Jedenfalls stand es nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff 1:0 für den FCA.

Jubel über den Heimsieg gegen die Eisernen - Foto: Udo Legner

Jubel über den Heimsieg gegen die Eisernen – Foto: Udo Legner

Union-Patzer als Game Changer
Dem Treffer von Philip Tietz war ein grober Schnitzer in der Defensive der Eisernen vorausgegangen. Diogo Leite patzte beim Rückpass auf den Union-Schlussmann, Phillip Tietz nahm dieses Geschenk dankend an und ließ Rönnow nur noch das Nachsehen (47.). Geschockt von diesem unerwarteten Rückstand war es nun das Aufbauspiel der Eisernen, das durch viele Ungenauigkeiten ins Stocken geriet. Der FCA dagegen fand immer besser ins Spiel und verzeichnete endlich erste Torchancen – so durch den bislang blassen Ruben Vargas (59.) und Jeffrey Gouweleeuw (64.). Auf der Gegenseite kamen die Eisernen durch Trimmel und Schäfer (64. und 68.) zu Abschlüssen, scheiterten aber an FCA-Schlussmann Dahmen oder setzten den Ball klar über das Tor. In der 78. Minute fast das Déjà-vu des Augsburger Führungstreffers: Erneut – diesmal war es Haberer – ein krasser Fehlpass der Eisernen, doch die FCA-Offensive konnte aus diesem Missgeschick kein Kapital schlagen, denn Maiers Schuss (78.) zischte über das Gästetor. Doch vier Minuten später ist es so weit: Nach Fehlpass von Kral kommt Maier an den Ball, passt präzise auf den gerade eingewechselten Michel, der mit einem spektakulären Schuss ins obere linke Eck die 2:0 Führung für den FCA erzielte.

Vor dem Augsburger Rathaus: Die Union-Fans freuen sich auf den Empfang im Fürstenzimmer, die FCA Fans träumen gar von Europa. - Foto: Udo Legner

Vor dem Augsburger Rathaus: Die Union-Fans freuen sich auf den Empfang im Fürstenzimmer, die FCA-Fans träumen gar von Europa. – Foto: Udo Legner

Aufregung, kurzer Frust und endlich großer Jubel bei den FCA Fans, da der Treffer zunächst wegen Abseitsstellung verwehrt, aber dann nach VAR-Check doch anerkannt wurde (82.). In der Schlussphase skandierten die FCA-Fans immer wieder „Europapokal, Europapokal“ und – beflügelt von dieser Euphorie – brachte der FCA die 2:0 Führung mit dem Glück des Tüchtigen über die Nachspielzeit, in der die Eisernen durch Bedia und Kral (90. + 1) noch zu einer Doppelchance kamen, die sie jedoch wie auch Demirovic auf der Gegenseite (90.+5) nicht zu nutzen wussten. Durch diesen weiteren Dreier ist das Abstiegsgespenst beim FCA wohl gänzlich vertrieben und der Blick der Fans kann sich weiter nach oben richten, während sich die Fans von Union Berlin – zumindest die, die das Wochenende dafür geopfert haben – mit dem vielfältigen Programm der Faninitiative „Augsburg Calling“ trösten müssen. Am nächsten Spieltag tritt der FCA beim Tabellennachbarn in Frankfurt an (Freitag, 20:30 Uhr).

FC Augsburg: Dahmen – Bauer (79. Kömür), Gouweleeuw, Udokhai, Pedersen – Engels (73. Michel), Breithaupt, Maier – Vargas (62. Biel) – Tietz (73. Pfeiffer), Demirović

geschrieben von Bernhard Schiller am 13. April 2024 um 15:50.

11. April 2024

Die Augsburger Zeitung

Gas-Aus in 10 Jahren? Eine pragmatische Antwort

Was tun mit der neuen Gasheizung, wenn unerwartet kein Gas mehr aus der Leitung kommt? Dieser Albtraum könnte für viele Augsburger schon in zehn Jahren Wirklichkeit werden. Nicht weil in Augsburg das Gas ausgeht. Vielmehr wollen die Stadtwerke mittelfristig ihr Gasnetz rückbauen.

So war es zumindest vor einigen Tagen in der überregionalen Presse zu lesen. Mit ihrer Ankündigung gegenüber 200 Großkunden gehen die Stadtwerke Augsburg konform mit der kommenden Gas-/Wasserstoff-Binnenmarktrichtlinie der EU. Nach dieser können Neuanschlüsse ans Gasnetz verweigert und bestehende Anschlüsse sogar gekündigt werden, “wenn dies im Rahmen einer Dekarbonisierungsstrategie zur Erreichung des Klimaneutralitätsziels erforderlich ist”.

Den Schwarzen Peter für das Gas-Aus wollen sich die Stadtwerke allerdings nicht zuschieben lassen. Verantwortlich seien vielmehr die politischen Beschlüsse zur Klimaneutralität, so Jürgen Fergg, Pressesprecher der Stadtwerke Augsburg, zur DAZ: “Entsprechend dieser Rechtslage heißt das, dass ab 2040 in Bayern kein Erdgas mehr verbrannt wird, weil Erdgas nicht klimaneutral ist.”

Gasverträge kündigen oder “Gashähne einfach mal zudrehen” werde man aber nicht. Jedoch sei “unter dem Eindruck der Endlichkeit der Erdgasversorgung” klar, dass man dort, wo Fernwärme zur Verfügung stehe, “nicht zwei Wärmenetze – Erdgas und Fernwärme – dauerhaft parallel betreiben” werde.

Wenn Augsburgs Nordstream versiegt

Gemäß EU-Richtlinie sollen zwar bei der Transformation weg vom Erdgas “Verbraucherrechte gewährleistet werden”. Trotzdem droht dem privaten Hauseigentümer, dass seine völlig intakte, noch 20 Jahre lauffähige Gasheizung durch eine Wärmepumpe oder einen Fernwärmeanschluss ersetzt werden muss, wenn sein “Nordstream” gekappt wird. Ein Großteil der – vielleicht unter dem Eindruck des drohenden Heizungsgesetzes getätigten – Investition wäre damit in den Sand gesetzt.

Gibt es wie auf staatlicher Ebene Rettung durch ein “LNG-Terminal”? Ja! Die Lösung heißt allerdings nicht LNG, verflüssigtes Erdgas, sondern LPG, “Liquified Petroleum Gas”, auf deutsch Flüssiggas. Die DAZ hat mit Heinz Göldner, Verkaufsleiter Flüssiggas der Firma FRIEDRICH SCHARR KG gesprochen, die auch in Augsburg Kunden versorgt.

Hausbesitzers “LPG-Terminal”: ober- und unterirdische Aufstellung (Grafik: Fa. Scharr)

DAZ: Herr Göldner, was ist kurz gesagt der chemische und physikalische Unterschied zwischen Erdgas und Flüssiggas?

Göldner: Beide Gase sind Kohlenwasserstoffe, Erdgas ist CH4, Propan C3H8. Flüssiggas beinhaltet auf das Volumen bezogen mehr Energie und ist schwerer als Luft, Erdgas ist leichter als Luft.

DAZ: Können bestehende Gasheizungen auch mit Flüssiggas betrieben werden und mit welchen Umrüstkosten an der Heizungsanlage ist zu rechnen?

Göldner: Im Regelfall ist eine Umrüstung der Heizgeräte mit überschaubarem Aufwand möglich. Ratsam ist eine Abfrage beim Gerätehersteller oder Heizungsbauer. Ein Heizgerät im Ein-/Zweifamilienhaus kann meist mit einer anderen Gasdüse umgerüstet werden, Zeitaufwand ca. 2 Stunden.

DAZ: Wie groß müsste ein Flüssiggastank sein, um den Jahresheizwärmebedarf von 20.000 Kilowattstunden für eine Doppelhaushälfte oder ein Einfamilienhaus zu decken?

Göldner: Dafür bieten sich die Haushaltsbehälter mit einem Raumvolumen von 2.700 oder 4.800 Liter an. Der 2.700-Litertank ist etwa 2,50 Meter lang und hat einen Durchmesser von 1,25 Metern.

DAZ: Wie viel kostet ein oberirdischer Tank und kann man ihn auch mieten?

Göldner: Ein Behälter kann ab 2.500 Euro käuflich erworben, aber auch gemietet werden. Die monatliche Miete liegt je nach Behälter zwischen zehn und fünfzehn Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.

DAZ: Mit welchen zusätzlichen Kosten muss man für die Aufstellung des Tanks und den Anschluss an die bestehende Heizung rechnen?

Göldner: Der Aufstellplatz muss mit einem Kiesbett vorbereitet werden. Das Fertigfundament kann mitgeliefert werden, was den Aufwand reduziert. Sonst sind einige Armaturen notwendig und die Anbindung an die Rohrleitung. Das muss im Einzelfall geprüft werden. Mit Kosten von bis zu 1.000 Euro ist das oftmals erledigt.

DAZ: Braucht man für einen oberirdischen Tank eine Baugenehmigung und welcher Abstand zum Nachbarn ist erforderlich?

Göldner: Eine Baugenehmigung braucht man für die Standardbehälter nicht. Zum Nachbarn sind im Regelfall drei Meter Abstand erforderlich. Die Situation sollte vorab vom Fachmann besichtigt werden.

DAZ: Kann ein Tank auch grün angestrichen werden, damit er im Garten nicht so auffällt?

Göldner: Unsere Behälter können in grün und weiß bestellt werden.

DAZ: Gasbehälter können ja auch als Erdtank ausgeführt werden. Mit welchen Kosten muss man für den Einbau eines überfahrbaren Behälters einschließlich der gesamten Technik rechnen?

Göldner: Das ist deutlich aufwändiger und hier liegen die Kosten deutlich höher. Das sollte daher nur gemacht werden, wenn kein anderer geeigneter Einlagerungsort gefunden wird.

DAZ: Jetzt zum Energiepreis: Die Stadtwerke Augsburg rufen für die Kilowattstunde Gas einschließlich Grundpreis zurzeit etwa 11 Cent auf. Können Sie da mithalten?

Göldner: Ja, das ist darstellbar.

DAZ: Das Wirtschaftsministerium rechnet mit einem moderaten Anstieg des Gaspreises incl. CO2-Abgabe in den nächsten 20 Jahren auf 16,5 Cent pro Kilowattstunde. Können Sie die Preisentwicklung bei Flüssiggas abschätzen?

Göldner: Der Preis wird vom Markt bestimmt. Das hängt von vielen Faktoren ab und kann nicht seriös vorhergesagt werden.

DAZ: Eine Frage zur Beheizung von Neubauten mit Flüssiggas: Das Gebäudeenergiegesetz GEG lässt ja in Zukunft nicht nur Wärmepumpen zu, sondern auch Gasheizungen mit einem Biogasanteil über 65 Prozent. Bieten sie ein solches biogenes Flüssiggas bereits an und wie hoch sind da die Kosten?

Göldner: Ja, wir bieten bereits heute Bioflüssiggas an. Die Kosten für dieses Produkt liegen aktuell noch höher. Der Bioanteil ist jedoch von der CO2-Abgabe befreit. Durch die steigende CO2-Bepreisung für fossile Energieträger wird Bioflüssiggas in Zukunft preislich attraktiver. Aktuell können Sie hier mit gut 15 Cent pro KWh kalkulieren.

DAZ: Zum Abschluss die entscheidende Frage zur Versorgungssicherheit. Ihren Kunden soll es ja nicht so gehen wie möglicherweise den Erdgaskunden. Wird es nach 2040 noch Flüssiggas in Augsburg geben?

Göldner: Ja, davon sind wir felsenfest überzeugt. Der Gesetzgeber hat mit dem GEG den Weg geebnet. Jetzt liegt es an uns und an der Branche, das umzusetzen.

DAZ: Herr Göldner, vielen Dank für das Gespräch!

———
Das Interview führte Bruno Stubenrauch.

Weiterführende Links:

Fa. Scharr KG – Flüssiggas im Tank
Green Paper Transformation Gas-/WasserstoffVerteilernetze (pdf, BMWI)
Design-Flüssiggasbehälter (Google-Bildersuche)

geschrieben von bst am 11. April 2024 um 15:22.

10. April 2024

a2011

Radlnacht Augsburg 2024 findet am 20.07. statt

Die fünfte Augsburger Radlnacht findet am Samstag den 20.07.24 statt. Das ist gleichzeitig der letzte Tag der Augsburger Radlwoche 2024, die vom 12.-20.07.24 stattfindet. Engagierte Bürger*innen organisieren nach städtischer Absage kurzerhand die Augsburger Radlnacht selbst. Die Augsburger Radlnacht war in den Jahren 2016 bis 2019 ein tolles Zeichen für die Bedeutung des Radverkehrs in Augsburg […]

geschrieben von Auxtor*in am 10. April 2024 um 17:48.

08. April 2024

Die Augsburger Zeitung

FCA in Hoffenheim – Niederlage mit Ansage

Hoffenheim will international spielen, das war die Aussage des TSG-Trainers Pellegrino Matarazzo im Vorfeld des Spiels gegen Augsburg. Also musste unbedingt ein Sieg her, um zumindest nach Punkten mit dem FCA gleich zu ziehen. Der FCA hätte also gewarnt sein können.

von Peter Bommas

Die Aufstellung von FCA-Trainer Jess Thorup – verletzungsbedingt im Vergleich zum Heimspiel gegen Köln auf mehreren Positionen verändert (statt Rexhbecai, Jensen und Mbabu mit Engels und Bauer in der Startelf, wieder mit Demirovic vorne drin, einer Fünferkette und defensiver Ausrichtung) – schien diesem Aspekt Rechnung zu tragen. Doch die Rechnung ging nicht wirklich auf. Von Beginn an die TSG im Vorwärtsgang mit Spielkontrolle und aggressiv in den Zweikämpfen, der FCA abwartend, zu passiv und nicht immer aufmerksam. So musste schon in der siebten Minute Tietz in höchster Not vor dem Kasten von FCA-Keeper Dahmen retten und in Minute zwölf verletzte sich der starke Jakic und musste durch Breithaupt ersetzt werden. Die TSG drängte aufs Führungstor und der FCA sah dabei zu. Logische Folge: Das 1:0 nach einem genialen Pass von Kramaric auf Kaderabek, der zu Weghorst weiterleitete – der musste nur noch einschieben. Der FCA hatte noch nicht recht verdaut, was die TSG da spielte, da passierte drei Minuten später schon das nächste Malheur. Stach setzt sich durch, spielt direkt auf Prömel, der zu Kramaric durchsteckt, der den Ball unhaltbar für Dahmen zum 2:0 in die rechte Ecke schlenzt. Bis dahin findet der FCA praktisch nicht statt. Nach einer halben Stunde die erste Torannäherung durch Vargas-Flanke, die aber keinen Abnehmer findet. Die TSG ist in allen Belangen total überlegen, hat schon fünf Torabschlüsse, der FCA keinen! Der FCA macht einen ratlosen, zerfahrenen Eindruck und kommt erst in den letzten Minuten der ersten Halbzeit zu einer torgefährlichen Aktion: Vargas erwischt einen schlampigen Durchstecker von Jurasek und sucht aus kurzer Distanz den Abschluss. Baumann mit starker Parade, Engels nimmt den Abpraller im Nachschuss und wieder ist Baumann zur Stelle. Das hätte der Anschlusstreffer sein müssen.

 

Fazit nach den ersten 45 Minuten: Hoffenheim führt verdient, ist durchgehend spielbestimmend und kontrolliert das Spiel, der FCA ist erst ab der vierzigsten Minute auf Augenhöhe. Das ist zu wenig. Die zweite Halbzeit beginnt ohne personelle Veränderungen und man merkt gleich – wie so oft seit Thorup der Trainer ist – die Mannschaft hat jetzt einen Plan, hat sich etwas vorgenommen und legt sofort los. Von der 46. bis zur 54. Minute mehrere gute Torchancen, zunächst für Maier, dann nach der gelben Karte für Kaderabek ein satter Schuss von Engels, den Baumann bravourös pariert. In der 54. Minute legt Pedersen den Ball schön auf den Elfmeterpunkt, Maier zieht ab – und trifft den Pfosten. Jetzt liegt der Anschlusstreffer in der Luft, in der 61. Minute lenkt Tietz den Pass vom dynamischen Maier auf Demirovic, der aus nächster Nähe an Baumann vorbei den Ball ins Tor bugsiert – 1:2 und der FCA macht weiter Druck, will den Ausgleich. Zwischen der 66. und der 75. Minute auf beiden Seiten viele Wechsel, Beljo kommt beim FCA für Vargas, der junge Mert Kömür kommt für Engels und feiert sein Debüt, Biel kommt für Maier. Der FCA spielt weiter nach vorn, Brooks und Weghorst retten in höchster Not bei einem satten Schuss von Pedersen. Von der TSG kommt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel, der Ausgleich ist zum Greifen nahe. Dann wechselt in der 87. Minute die TSG Bebou für Beier ein und der macht dann drei Minuten später alles klar mit dem 3:1 für Hoffenheim.

Fazit: Der FCA hat die erste Halbzeit weggeschenkt, hatte in der zweiten Halbzeit das Gesicht gezeigt, dass man aus den letzten vier Spielen kannte und hätte den Ausgleich verdient. Aber wie schon öfter ganz am Schluss eine Unaufmerksamkeit und so kam es, wie es nicht kommen musste. Wiedergutmachung am kommenden Freitag in der heimischen WWK-Arena gegen die Eisernen aus Berlin (20:30 Uhr). Ein einstelliger Platz unter den ersten 8 ist immer noch drin!

FC Augsburg: Dahmen – Gouweleeuw, Bauer (64. Pfeiffer), Uduokhai – Vargas (75. Beljo), Engels (75. Kömür), Jakic (12. Breithaupt), Pedersen – Maier (75. Pep Biel) – Tietz, Demirovic

geschrieben von Bernhard Schiller am 08. April 2024 um 18:59.

04. April 2024

Die Augsburger Zeitung

Stadtteilbezogene Bürgerversammlungen im April

Am Montag, 8. April lädt die Stadt Augsburg zur Bürgerversammlung für Pfersee und das Antonsviertel in die Westparkgrundschule ein.
Am Donnerstag, den 11. April findet die Bürgerversammlung für Oberhausen und Bärenkeller in im Pfarrsaal St. Konrad statt.

Bei den zwei stadtteilbezogenen Bürgerversammlungen besteht die Gelegenheit, direkt mit der Stadtregierung und der Stadtverwaltung zu sprechen. Bürgerinnen und Bürger können Fragen zu stellen, sich über den Stand von Projekten informieren, Ideen und Anregungen äußern, Bedenken vorzutragen und auch Anträge einzureichen, die die Verwaltung überprüfen und über die im Stadtrat abgestimmt werden soll. Dazu sagt Oberbürgermeisterin Weber: „Niemand kennt sich in den einzelnen Stadtteilen besser aus als die Bewohnerschaft, das sind die Expertinnen und Experten vor Ort und damit diejenigen, die uns am besten sagen können, wo der Schuh drückt, sodass wir Lösungsmöglichkeiten überprüfen können.“

Beide Bürgerversammlungen werden per Livestream übertragen. Der entsprechende Link soll unter augsburg.de/buergerversammlung zur Verfügung stehen. Bürgerinnen und Bürger, die nicht vor Ort anwesend sind, können die Veranstaltungen online verfolgen, sich aber nicht aktiv daran beteiligen.

Bei den Bürgerversammlungen ist ein Gebärdensprachdolmetscher / eine Gebärdensprachdolmetscherin vor Ort.

Ablauf, Antrags- und Abstimmungsrecht
Die Bürgerversammlungen beginnen jeweils um 18 Uhr mit Tischgesprächen. Bis 19 Uhr haben alle Interessierten die Möglichkeit, mit der Oberbürgermeisterin und allen Referenten persönlich über ihre Anliegen zu sprechen.

Um 19 Uhr beginnt das Plenum. Im Plenum haben alle gemeindeangehörigen Bürgerinnen und Bürger das Recht, Fragen zu stellen, Bedenken zu äußern und Anliegen vorzutragen. Zudem besteht ein Antrags- und Abstimmungsrecht. Wer einen Antrag formulieren möchte, muss persönlich anwesend sein. Alle, die von diesem Recht Gebrauch machen möchten, müssen einen gültigen Personalausweis oder Reisepass zur Bürgerversammlung mitzubringen.
Der Status der eingebrachten Anträge kann unter augsburg.de/buergerversammlung oder im Ratsinformationssystem der Stadt Augsburg unter augsburg.de/allris nachverfolgt werden.

Drei für den Stadtteil, eine für die gesamte Stadt
Artikel 18 der Bayerischen Gemeindeordnung schreibt eine gesamtstädtische Bürgerversammlung im Jahr vor, die den Einwohnerinnen und Einwohnern ab 18 Jahren ein Antragsrecht einräumt. In Augsburg finden bis 2025 jedes Jahr zusätzlich zur gesamtstädtischen Bürgerversammlung drei stadtteilbezogene Bürgerversammlungen statt.

Weitere Informationen zu den Bürgerversammlungen und die nächsten Termine sind ebenfalls unter augsburg.de/buergerversammlung zu finden.

geschrieben von Bernhard Schiller am 04. April 2024 um 00:05.

03. April 2024

Die Augsburger Zeitung

Ostermarsch 2024: Eine „Augsburger Friedensinitiative“ nimmt Israel ins Visier

Angesichts der Schrecken und des Leids unschuldiger Menschen in Gaza fällt es vielen zunehmend schwer, das militärische Vorgehen Israels als unverhandelbar hinzunehmen. Beim Ostermarsch der Augsburger Friedensinitiative (AFI) war die “Kritik” fundamental und ideologisch einseitig. Das Bündnis hatte am vergangenen Samstag gemeinsam mit Pax Christi und Akteuren aus dem linken Spektrum zu einer Kundgebung auf dem Augsburger Moritzplatz aufgerufen. Die ebenso einfachen wie zweifelhaften Kernbotschaften: Westlicher Kapitalismus, Nato und Bundeswehr seien das Grundübel dieser Welt. Israel unterdrücke das palästinensische Volk und begehe einen Genozid.

Kommentar von Bernhard Schiller

Kein Wort des Mitgefühls angesichts der israelischen Geiseln, die seit einem halben Jahr in der Gewalt von Folterknechten und Mördern sind. Kein klarstellendes Wort zur Rolle des Irans beim Terror gegen den jüdischen Staat. Kein verurteilendes Wort zu dem Kriegsverbrechen der palästinensischen Terrororganisationen, die eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Einseitigkeit beweist schon der offizielle Aufruf zum Ostermarsch 2024, in welchem die AFI unmissverständlich darlegt, wen sie als Verursacher des Massakers vom 7. Oktober ausgemacht hat: Israel und Israel allein. Laut Verfassern „eskalierte“ die „jahrzehntelange Blockade und Besetzung Palästinas … mit dem menschenverachtenden Angriff … auf die Menschen in Israel“.

Komplette Verleugnung der Realität

Jost-Hinrich Eschenburg ist emeritierter Professor für Differentialgeometrie und Vorsitzender des Vorstandes von pax christi Augsburg. Seit vielen Jahren tritt Eschenburg im Verbund mit der AFI in Erscheinung. Zum dreißigjährigen Jubiläum der “Augsburger Friedenswochen” im Jahr 2009 schrieb er in der Festschrift des Bündnisses: „Die Palästinenser sollten … nicht für die deutsche Schuld bezahlen müssen.“ So ähnlich klingt der Schuldabwehr-Antisemitismus, den man hierzulande seit dem 7. Oktober hören kann, wenn Demonstranten „Free Gaza from german guilt“ rufen. Als Redner beim Ostermarsch 2012 legte Eschenburg seine Sicht auf die israelische Iran-Politik folgendermaßen dar: Israel sei „ nicht in der Lage“, „mit seinen engsten Nachbarn Frieden zu schließen“. Deshalb müsse Israel „alle bekämpfen, die diesen Nachbarn wohlgesonnen sind.“

 

 

Ostermarsch der

Ostermarsch der “Augsburger Friedensinitiative” – Foto: DAZ

 

Beim diesjährigen Ostermarsch gab Eschenburg nun zu verstehen, Israel würde sich bei seinem militärischen Vorgehen im Gaza-Streifen vom Rachegeist des Lamech leiten lassen. Eschenburg hebt hervor, das Lamech ein Nachkomme Kains sei, eines Brudermörders also. Israel und seine Verbündeten würden ein „unbeschränkte(s) Recht auf Angriff gegen den Angreifer“ in Anspruch nehmen und dadurch das „Gesetz des Mose“ außer Kraft setzen. Den Teilnehmern am Ostermarsch redet Eschenburg ein, dass es neben dem biblischen „Gesetz des Moses“ ein „Gesetz des Lamech“ gebe. „Auch sowas steht in der Bibel“, sagt Eschenburg und er sagt es nicht wörtlich, aber anders ist es kaum zu interpretieren: Die militärische Reaktion Israels auf das Massaker der Hamas sei archaischer als archaisch, maßlos und von Rache getrieben. Eschenburg urteilt, Israel habe mehr als 30.000 Menschen „umgebracht“, wohingegen er beim Massaker der Hamas nicht von Mord sprechen will, sondern die Realität komplett verleugnet: „Warum bei dem Hamas-Angriff … mehr als 1.200 Menschen sterben mussten, wissen wir nicht.“

Es gibt nichts, was wir nicht wissen

Eschenburgs Satz könnte sprachlos machen. Die Menschen „mussten“ nicht „sterben“. Sie wurden ermordet. Sie wurden ermordet, weil sie Juden waren oder weil sie mit Juden lebten. Sie wurden ermordet, weil sie Israelis waren oder in Israel lebten. Frauen wurden grausam und systematisch vergewaltigt. Säuglinge verstümmelt und erschossen. Die Täter filmten ihre Taten, stellten ihre Opfer zur Schau. Das Ausmaß des Schreckens und der Brutalität ist hinreichend dokumentiert. 239 Menschen wurden in den Gaza-Streifen entführt, nicht nur von der Hamas, sondern auch von der Terrororganisation „Islamischer Dschihad in Palästina“, die den Staat Israel als eine imperialistische Kolonialmacht betrachtet und die seine Zerstörung fordert. Der Angriff vom 7. Oktober trägt alle Anzeichen eines Völkermordes. Kurz vorher lag eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien in greifbarer Nähe. Es gibt nichts, was wir nicht wissen.

Israel wird als imperialistische Kolonialmacht bezeichnet, die einen Genozid begehe

Die weiteren Redner auf dem Moritzplatz sprechen offen von Genozid. „Seit Monaten führt die israelische Regierung nach dem Hamas-Attentat einen alles vernichtenden Kriegszug durch Gaza.“ sagt ein AFI-Mitglied ins Mikrophon. Und weiter: „Selbst den jüngsten Bevölkerungsmitgliedern in Gaza wird jegliches Recht auf Leben genommen.“ Die Vertreter der DFG-VK Augsburg nennen den Krieg gegen die Hamas „Vernichtungskrieg“ und zitieren einen israelischen Kriegsdienstverweigerer, der nicht an einem „Rachefeldzug“ teilnehmen wolle.

Ostermarsch der “Augsburger Friedensinitiative” – Bilderstrecke: DAZ

Redner des Offenen Antifaschistischen Treffens Augsburg betrachten Israel als „imperialistische Kolonialmacht“, die als Reaktion auf den 7. Oktober einen „Genozid an dem palästinensischen Volk“ durchführe. Der Redner des Bündnisses Augsburg für Palästina bezeichnet die geplante Bodenoffensive in Rafah als „Angriff auf mehr als 1,2 Millionen schutzlose Zivilisten“, der „nicht anders gedeutet werden“ könne, als „die Absicht, den Genozid weiterzuführen.“ Lautstarker Applaus. Hungernde Menschen würden „bei der Beschaffung von Lebensmitteln ermordet“. Der Redner fordert ein „Rückkehrrecht der palästinensischen Bevölkerung“. Dabei lässt er unklar, ob er nur die Menschen aus Gaza meint. Die semantische Nähe zu der bekannten Forderung der BDS-Bewegung nach einem „Rückkehrrecht für alle Palästinenser“ muss aber nicht eigens konstruiert werden. Der Redner lobt den „Schulterschluss mit der Friedensbewegung“ und die gegenseitige Unterstützung bei Mahnwachen und Demonstrationen seiner „junge(n) Augsburger Initiative, die sich erst nach dem 7. Oktober gegründet hat“.

Die angebliche Gewaltfreiheit endet dort, wo die eigenen blinden Flecken beginnen

Die Redner geben dem Kapitalismus die Schuld an den Kriegen dieser Welt während im Publikum die palästinensische Flagge, die Flaggen kurdischer Milizen und kommunistischer Gruppierungen geschwenkt werden. Darunter auch die der KPD/ML, die neben Hammer und Sichel ein Gewehr als Zeichen für die Revolution zeigt. Bei den Mitwirkenden des Augsburger Ostermarsches 2024 endet die angebliche Gewaltfreiheit anscheinend dort, wo die eigenen blinden Flecken beginnen.

geschrieben von Bernhard Schiller am 03. April 2024 um 23:38.

01. April 2024

Die Augsburger Zeitung

1:1 gegen Köln – FCA verpasst Vereinsrekord

Trotz früher Führung brachte ein grober Abwehrschnitzer den FCA vom Rekordkurs ab. Statt des fünften Siegs in Folge musste er sich gegen den Tabellenvorletzen aus Köln in ausverkauften WWK-Arena mit einem 1:1 Unentschieden begnügen.

von Udo Legner

Abgesehen von dem gelbgesperrten Top-Torjäger Demirović (14 Tore, 9 Vorlagen) für den Rexhbecaj auflief, setzte FCA-Trainer Jess Thorup im Duell gegen den Tabellen Vorletzten aus Köln auf die Formation, mit der er zuletzt vier Erfolge in Folge eingefahren hatte.

Auftakt nach Maß

Die Anfangsminuten ließen keine Zweifel daran aufkommen, dass der FCA alles daransetzen würde, den vier Dreiern in Folge einen weiteren folgen zu lassen und damit einen neuen Vereinsrekord aufzustellen. Der zum zweiten Mal in seiner FCA-Karriere mit der Kapitänsbinde betraute Ex-Kölner Rexhbecaj sorgte für den ersten Hingucker, als er (5.) einen Flachschuss aus der Distanz nur knapp rechts neben das Tor setzte. Nach einer Ecke (13.) kam der FCA zu einer weiteren Torchance, doch der Kopfball von Tietz strich über das Tor von Köln-Keeper Schwäbe. In der 18. Minute trugen die Offensivbemühungen des FCA Früchte. Ein weiter Einwurf von Mbabu wurde von Tietz mit dem Absatz zu Vargas weitergeleitet, der wiederum für Arne Meier auflegte, dessen Linksschuss unten rechts unhaltbar für den Geißbock-Keeper zur 1:0 Führung für den FCA einschlug. Der Jubel und die Euphorie im Stadion schwappten fast über, als der Bierometer auf der Anzeigetafel dieses Glücksgefühl dokumentierte und auch den Zuschauern die letzten Zweifel nahm, die den Gang in die WWK-Arena nur halbherzig und mit gemischten Gefühlen angetreten hatten, weil gleichzeitig der Bieranstich beim Osterplärrer lockte. Beschwingt von diesem Führungstor bestimmte der FCA weiterhin das Spielgeschehen und kam zu weiteren Halbchancen, doch die Fernschüsse von Jakić (29.) und Jago (32.) waren zu unplatziert.

 

Unentschieden. - Foto: Udo Legner

Unentschieden. – Foto: Udo Legner

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel

Ganz unvermittelt der Ausgleich für die Kölner Geißböcke: Unstimmigkeit und Unkonzentriertheit in der Augsburger Defensive begünstigten einen Kölner Konter und nach einem Traumpass von Florian Kainz entwischte Sargus Adamyan der hochstehenden FCA-Abwehr und lief allein auf FCA-Keeper Finn Dahmen zu. Statt selbst abzuschließen bediente dieser den mitgelaufenen Selke, der keine Mühe hatte, den Ball an dem machtlosen Augsburger Torhüter vorbei zum 1:1 Ausgleich einzunetzen. Der Ausgleichstreffer der Gäste-Elf zeigte Wirkung, denn bis zum Halbzeitpfiff kam der FCA nur noch zwei Torabschlüssen durch Jakić (35. und 45. +3).

Fazit zur Halbzeit:

 

Nach verheißungsvollem Auftakt und der Führung für den FCA setzte der Ausgleichstreffer der Kölner dem Angriffswirbel der Augsburger und der Bierlaune im Stadion ein jähes Ende. In der zweiten Halbzeit bemühte sich der FCA den Rückschlag wegzustecken und erneut in Führung zu gehen. Besonders beeindruckend waren Mbabus Auftritte, der ein ums andere an der rechten Außenlinie auftrumpfte und für Gefahr im Kölner Strafraum sorgte. Halbchancen (51. und 59.) und Großchancen (72., 76. und 87.) gab es für den FCA zuhauf, doch wurde dabei mehr und mehr deutlich, dass Knipser Demirovic der Thorup-Truppe an allen Ecken und Enden fehlte. Trotz der 12:6 Eckball- und 18:10 Torschuss-Bilanz blieb es so am Ende bei dem 1:1 Unentschieden.

Beim FCA wachsen die Bäume weiter in den Himmel

Trotz des Remis wachsen beim FCA die Bäume auch weiterhin in den Himmel. Dafür spricht zum einen der gefestigte siebte Tabellenplatz – in der Rückrunden Tabelle rangiert der FCA hinter Leverkusen, Dortmund und Stuttgart gar auf dem vierten Rang! – und zum anderen die Baumpflanzung-Aktion des FCA! (Alle Infos zum FCA-Wald auf der FCA-Homepage).

Der FCA auf Europakurs? - Foto: Udo Legner

Der FCA auf Europakurs? – Foto: Udo Legner

Im nächsten Spiel beim Bayern-Bezwinger TSG Hoffenheim (Sonntag, 15.30 Uhr) wird sich zeigen, ob der Höhenflug des FCA anhält und der Traum von Europa weitergeträumt werden darf.

FCA: Dahmen – Mbabu, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago (45.+4 Pedersen) – Rexhbecaj (57. Beljo), Jakić, Maier – Jensen (79. Engels), Vargas (88. Biel) – Tietz (88. Michel)

geschrieben von Udo Legner am 01. April 2024 um 09:34.

29. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Diskussionsrunde zum Thema Zwangsprostitution, Menschenhandel und Prostitution am 3. April 2024

Das Büro für Kommunale Prävention lädt zu einer Veranstaltung „Zwischen Selbstbestimmung und Zwang: Prostitution in unserer Gesellschaft“ ein. Gemeinsam mit drei Expertinnen werden vielfältige Fragen rund um das Thema Prostitution diskutiert, die von der Idee selbstbestimmter Sexarbeit über rechtliche Bedingungen bis hin zu Menschenhandel und Gewalt im Kontext der Prostitution reichen.

Für den Augsburger Ordnungsreferenten Frank Pintsch habe der “Schutz vulnerabler Gruppen” in Augsburg “oberste Priorität”, wie es in der städtischen Pressemitteilung zu der Veranstaltung heißt. Pintsch fordert, den Herausforderungen in der Prostituion präventiv zu begegnen und Menschen, die in Zwangslagen sind, “nachhaltig zu schützen”. Deshalb würde die Veranstaltung einen guten Anknüpfungspunkt bieten, “um deutlich zu machen, wie komplex die Bedürfnisse der verschiedenen Gruppen im Kontext der Prostitution sind und wie wir diesen in Augsburg begegnen”.

Die Expertinnen Linda Greiter (Leiterin der Augsburger Fachberatungsstelle der Menschenrechts- und Frauenhilfsorganisation “Solwodi e.V.”), Johanna Weber (Sprecherin “Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V.”) und Dr. Marlen Löffler (Soziologin Geschäftsführerin der “Gesellschaft für Sexarbeits- und Prostitutionsforschung e.V.”) berichten über ihre Erfahrungen und stehen in Dialogrunden für Fragen zur Verfügung.

Der Eintritt ist kostenfrei.

Weitere Informationen: augsburg.de/stadtbuecherei

geschrieben von Bernhard Schiller am 29. March 2024 um 21:36.

Ermutigende Frühlingsboten im Engagement für die Demokratie

Nach Ende der vom „Büro für gesellschaftliche Integration“ der Stadt Augsburg organisierten Internationalen Wochen gegen Rassismus nimmt das Engagement für Demokratie und Vielfalt in Augsburg weiter Fahrt auf.

von Udo Legner

Leuchtturmprojekte in den Schulen

Von der Kundgebung zur Dauerausstellung: Die Plakate und Banner, die am Holbein Gymnasium für die Kundgebung gegen „Rechts“ auf dem Augsburger Rathausplatz angefertigt wurden (die DAZ berichtete) zieren jetzt im Zusammenspiel mit weiteren Zeichnungen und Statements die Eingangshalle des Holbein-Gymnasiums.

Nachhaltige Monumente der Bewegung entstehen derzeit auch an zwei weiteren städtischen Schulen, dem Maria-Theresia-Gymnasium und dem Jakob-Fugger-Gymnasium. In Kooperation mit der „Stabsstelle Erinnerungskultur“ und im Rahmen des Just Kids Festivals werden Gedenktafeln entworfen, die an die im Nationalsozialismus deportierten Schülerinnen und Schüler erinnern sollen. Weitere Aktivitäten und Initiativen in der Antirassismus-Arbeit gehen von der zentralen Antidiskriminierungsstelle der Stadt Augsburg, der Stadtbücherei sowie dem Bildungsreferat aus.

 

Ausstellung im Holbein-Gymnasium - Foto: Thomas Körner-Wilsdorf

Ausstellung im Holbein-Gymnasium – Foto: Thomas Körner-Wilsdorf

Zur Sicherung des Fortbestands des Projekts „Lernort Rathaus“ wird ein Übergangsformat für die Zeit erstellt, während der das Rathausgebäude infolge der Sanierung nicht zur Verfügung steht. Darüber hinaus wird die Vernetzung der Schulen mit dem Label “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” forciert. Außerdem arbeitet die Stadt referats- und ämterübergreifend an einem Konzept für Demokratie-Patinnen und -Paten, die zunächst an Schulen, später – je nach Kapazitäten – auch an Vereinen, Unternehmen und weiteren Institutionen mit der Augsburger Zivilgesellschaft das Gespräch suchen werden.

Eine weitere Kundgebung

Nach der Kundgebung „Gemeinsam gegen Rechts“ und dem „Lichtermeer“ steht bereits das Datum und der Ort für eine weitere Demonstration fest. Am Sonntag, den 7. April soll die Innenstadt Schauplatz einer “Menschenkette für Demokratie, Frieden und gegen Faschismus” werden. Organisiert wird die Kundgebung diesmal nicht vom Bündnis für Menschenwürde Augsburg, sondern durch das Klimacamp.

Erinnerungskultur in Kino und Theater

Großes Kino in Sachen Erinnerungskultur verspricht der Kinostart (28. März) des englischen Spielfilms »One Life«, der die Geschichte von Nicholas Winton erzählt, der kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs 669 jüdische Kinder vor den Nazis aus der Tschechoslowakei nach Englang in Sicherheit brachte. Der britische Oscar-Preisträger Anthony Hopkins spielt den Retter. Filme mit mehr Lokalkolorit stehen am So, den 14. April 2024, um 11 Uhr im Kino „Thalia“ unter dem Titel „Drei Filme gegen Rechts“ auf dem Programm.  Der Allgäuer Regisseur Leo Hiemer steht dem Publikum im Anschluss an die Vorführung zum Filmgespräch zur Verfügung.

Ein Theaterstück mit Leo Hiemer gibt es auch im Aprilprogramm des Staatstheaters Augsburg. „Die Jüdin und der Kardinal“ (Regie: Silvia Armbruster) wird als Kooperation mit dem Theater in Kempten auf der Brechtbühne aufgeführt. Das Schauspiel handelt von der aus Augsburg stammenden Lotte Eckhart, die angesichts der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Kardinal Faulhaber um die christliche Taufe bittet, um sich vor der Verfolgung zu schützen.


Weitere Angebote und eine geplante Fachstelle für Demokratie

Weitere Angebote – nicht zuletzt für Schulklassen:
Der Koloniale Stadtrundgang der Werkstatt Solidarische Welt e.V., der globale wirtschaftliche und politische Zusammenhänge deutlich machen und Stadtgeschichte aus einer anderen Perspektive beleuchten will. Und der „Walk OFF fame“ von bluespot productions, der an die hiesigen NS-Zwangsarbeiter erinnert. Dem „Walk OFF fame“ kann über die App über die App Storydive gelauscht und gefolgt werden.

Ein weiterer Meilenstein der politischen Bildungsarbeit könnte die Einrichtung einer kommunalen Fachstelle für Demokratie sein. Ein entsprechender Antrag der Stadtratsfraktionen von CSU und Bündnis 90/ Die Grünen wurde am 20. März gestellt.

geschrieben von Udo Legner am 29. March 2024 um 21:14.

23. March 2024

Cityfarm Augsburg

Schon gesät?

Die Saison hat begonnen und allen kribbelt es in den Fingern: raus in den Garten, Samen in den Boden, Kompost schippen und Sonne tanken. Der zeitige Frühling dieses Jahr lässt alles sprießen und erblühen. Die Mirabellen bezaubern mit ihrer flauschig wirkenden Blütenpracht und die Krokusse blühen gemeinsam mit Traubenhyazinthe und Narzisse. Ein Augenschmaus. Und, wie […]

geschrieben von CityFarm Augsburg am 23. March 2024 um 08:40.

19. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Bürgersprechstunde mit Sozialreferent Martin Schenkelberg am 26. März

Sozialreferent Martin Schenkelberg - Foto: privat

Sozialreferent Martin Schenkelberg – Foto: privat

Martin Schenkelberg, Referent für Soziales, Familie, Pflege, Generationen und Inklusion, lädt am Dienstag, 26. März, von 9 bis 11 Uhr, zur Bürgerinnen- und Bürgersprechstunde in die Geschäftsstelle des Seniorenbeirates ein.

Im direkten Gespräch haben Augsburgerinnen und Augsburger die Möglichkeit, ihre Anliegen, Sorgen und Wünsche persönlich mit dem Referenten zu besprechen.

Die Bürgerinnen- und Bürgersprechstunde ist keine öffentliche Veranstaltung. Daher ist eine vorherige Anmeldung mit Angabe des Themas bis Montag, 25. März 2024 telefonisch unter 0821 324-3040 oder per Kontaktformular an augsburg.de/kontakt-sozialreferat erforderlich.

 

  • Tag: Dienstag, 26. März 2024
  • Zeit: 9 bis 11 Uhr
  • Ort: Geschäftsstelle des Seniorenbeirates, Beim Rabenbad 5, 86150 Augsburg
  • Anmeldung erforderlich

geschrieben von Bernhard Schiller am 19. March 2024 um 20:23.

18. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Das Kabarett 2024 der Puppenkiste: Meister Söder und sein Aufmuckl und viel Puppenspieler-Kunst

„Ein Kabarett mit Puppen?“ wird man immer wieder gefragt, wenn man außerhalb von Augsburg erzählt, dass man beim Kabarett der Puppenkiste war. Eine lange Tradition mittlerweile, die das Team des deutschlandweit bekannten Marionettentheaters seit vielen Jahren anbietet. Und jedes Jahr sind die Augsburgerinnen und Augsburger aufs Neue gespannt, welche politische Größe es diesmal auf die Puppenbühne geschafft hat. Welche für wichtig genug befunden wurde, als Marionette geschnitzt zu werden.

von Halrun Reinholz

Den Söder gibt es schon länger. Er war 2023 persönlich da, um die Patenschaft über sein hölzernes Ebenbild zu übernehmen. Im diesjährigen Programm ist er der Schreinermeister, in dessen Werkstatt sich der rothaarige Kobold „Aufmuckl“ tummelt, der Hubsi, der an einen bairischen Politiker erinnert, in dessen Schulranzen sich seltsame Dinge befunden haben sollen. Olaf Scholz kommt in dem Sketch vor, aber auch Sahra Wagenknecht – elegant, wie man sie kennt – die in der Werkstatt des Meisters nicht das richtige Holz für ihre Plakatständer findet. Robert Habeck schaut auch vorbei und verschwindet im Keller, um die Heizung auszutauschen. Inzwischen tauchen Agnes Strack-Zimmermann und Toni Hofreiter in einmütigem Militär-Tarn-Look in der Werkstatt des Meisters auf und aus dem Keller hört man verdächtige Geräusche – die Heizung ist hin.

Aufmuckl (Hubert Aiwanger), Toni Hofreiter und der Meister Söder © Augsburger Puppenkiste®/ Fotos: Elmar Herr

Aufmuckl (Hubert Aiwanger), Toni Hofreiter und der Meister Söder © Augsburger Puppenkiste®/ Fotos: Elmar Herr

Herzstück des Abends: Der politische Sketch
Der politische Jahres-Sketch ist das Herzstück des Abends, aber aus Gründen des Aufwands und des langen Vorlaufs muss das Kabarett in der Puppenkiste zurückhaltend sein mit den Anspielungen auf allzu aktuelle Entwicklungen. Noch weniger wird, wohl aus denselben Gründen, die aktuelle Kommunalpolitik als Sketch thematisiert. Dafür ist vor allem der Kasperl zuständig, der die „Bubala und Mädala“ wie immer persönlich begrüßt und die neuesten Entwicklungen in der Stadt kommentiert: Den neuen Bahnhof zum Beispiel, der endlich fertig ist. „Jetzt muss nur noch ab und zu ein Zug vorbeikommen.“

Running Gag des diesjährigen Kabaretts sind etliche Persiflagen der Seitenbacher-Müsli-Werbung („Weitermacher-Müsli“). Wie ein roter Faden ziehen sich auch diesmal wieder die Sketche des Neandertalers mit Mammut und Vogel durch das Programm, die kauderwelschen in der Steinzeit-Sprache und sind erstaunlicherweise dann doch ganz gut zu verstehen.

Ein herausragendes Ensemble mit kreativen Einfällen
Auch diesmal punktet das Kabarett jedoch vor allem mit kreativen künstlerischen Einfällen, die das Potenzial dieses herausragenden Ensembles zeigen. Den Einstieg macht eine mexikanische Mariachi-Band mit singender und tanzender Solistin. Ein Insekten-Orchester zeigt zur Musik von Vivaldi die Präzision des echt anmutenden Instrumentenspiels. Spektakulär der Akrobat mit den Ringen, für dessen abenteuerliche Verrenkungen gleich drei Puppenspieler sorgen, was den staunenden Zuschauern durch das Lüpfen des Vorhangs eindrucksvoll demonstriert wird. Dass die drei sich nicht gegenseitig in den Fäden verheddern, verdient höchsten Respekt. Beeindruckend auch der Gespenstertanz und fast spooky der Sketch mit den Tierversuchen.

Akrobat mit Ringen © Augsburger Puppenkiste®/ Fotos: Elmar Herr

Akrobat mit Ringen © Augsburger Puppenkiste®/ Fotos: Elmar Herr

Immer wieder erstaunlich, wieviel Aufwand auch für kurze Sketche betrieben wird. So klopft der Wolf an die Tür der Großmutter und gibt vor, das Rotkäppchen zu sein. Doch die resolute schwäbische Großmutter fällt nicht drauf rein: „Das ist jetzt schon der Dritte in dieser Woche, der mir mit dem Enkeltrick daherkommt.“ Die kurzen Umbaupausen zwischendurch werden mit mehr oder weniger originellen Kalauern gefüllt, um das Publikum bei Laune zu halten. „Aus Energiespargründen hat die Bundesregierung entschieden, das Licht am Ende des Tunnels auszuschalten.“

Reicher Applaus, hohe Nachfrage und Zusatztermine
Nur beim Kabarett hat das Publikum in der Pause Gelegenheit, hinter die Bühne zu gehen und den Puppen sozusagen ins Gesicht zu sehen. Schnell bildet sich eine Schlange am Bühneneingang. Geduldig erklären die Puppenspieler, warum die Marionetten genau an der Position hängen, der Ablaufplan hängt sichtbar an der Wand. Ein bisschen Insiderwissen, das gut ankommt. Und ein Selfie mit Meister Söder oder Habeck ist auch drin.

Reicher Applaus auch für das gesamte Kabarett-Programm.  Die Vorstellungen sind traditionell schnell ausverkauft, Zusatztermine wurden schon anberaumt. Ist halt schon was Besonderes, so ein Kabarett mit Puppen. Die Schweizer hinter mir sind eher zufällig hineingeraten, aber sie haben es nicht bereut: „Vielleicht kommen wir im nächsten Jahr wieder.“

geschrieben von Halrun Reinholz am 18. March 2024 um 22:01.

17. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Der mit dem Wolf tanzt: FCA mit Glück und Geschick zum vierten Sieg in Folge

Einmal mehr konnte der FC Augsburg trotz frühen Rückstands das Spiel drehen und kam zu einem
3:1-Auswärtssieg beim VfL Wolfsburg.

von Udo Legner

Mit dem vierten Dreier in Folge zog FCA-Trainer Jess Thorup bereits mit Markus Weinzierl gleich, dem diese Erfolgsserie in seiner dritten Saison 2014/15 gelungen war, die damals bekanntlich in der Qualifikation des FCA für die Europa Liga gipfelte.

Never change a winning team
Dieses Motto wurde von Jeff Thorup beherzigt und so baute er gegen die seit zehn Spieltagen sieglosen Wölfe auf dieselbe Startelf wie bei den zuletzt erfolgreichen Auftritten seiner Augsburger gegen Darmstadt und Heidenheim. Der Werksclub erwischte den besseren Start und spielte auf, als ginge es darum, der bislang schwächsten Bilanz seiner Bundesliga-Historie (25 Punkte aus 26 Spielen) ein rasches Ende zu setzen. Der
FCA ließ sich in den Anfangsminuten von den bissigen Wölfsburgern in die Defensive drängen und musste bereits in der 9. Minute den Rückstand hinnehmen.

Bissige Wölfe gegen blassen FCA
Nach einer Ecke für die Wölfe schien der Ball schon geklärt, doch durch gleich mehrere Unachtsamkeiten in der FCA-Abwehr kam der Ball zu Patrick Wimmer und der österreichische Nationalspieler düpierte die gesamte Defensiv-Abteilung des FCA und schoss zur 1:0 Führung ein. Der Treffer zeigte Wirkung: mit viel Druck überbrückten die Wölfe ein ums andere Mal das Mittelfeld und kamen zu weiteren Torchancen. Es dauerte bis zur 20. Minute bis der FCA nach einem Konter zu seinem ersten Torschuss durch Goalgetter Demirovic kam, der jedoch über das Wolfsburger Tor strich. Bezüglich Ballbesitz (55:45 Prozent) Torchancen und Eckball-Verhältnis (6:0) waren die Wölfe in der ersten Halbzeit, genauer gesagt bis bis zur 45. Minute, klar überlegen.


Kontroverse Entscheidung des Unparteiischen

Doch dann konnte Mbabu, nachdem er sich den Ball erobert hatte, bei seinem Sturmlauf auf das Wolfsburger Tor nur durch ein Foulspiel von Torschütze Wimmer kurz vor Eindringen in den Strafraum gestoppt werden, was der Unparteiische nicht nur mit einem Freistoß für den FCA, sondern auch mit einer roten Karte für den Wolfsburger ahndete. Trotz vehementen Protests hielt der Schiedsrichter an seiner Entscheidung fest. Für die Wölfe sollte es gar noch schlimmer kommen, denn Arne Meiers Freistoß wurde von Wölfe-Kapitän Arnold abgefälscht und ging in der zweiten Minute der Nachspielzeit unhaltbar ins Wolfsburger Tor .

Fazit zur Halbzeit: Die Wölfe bestimmten klar das Spielgeschehen und führten verdient bis Wimmer in der 45. Minute durch eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung vom Platz gestellt wurde. Nach dem Ausgleichstreffer hatte urplötzlich der FCA die besseren Karten für einen Sieg. In der 2. Halbzeit spielte der FCA seine zahlenmäßige Überlegenheit aus und nutzte geschickt die freien Räume.

Matchwinner Kristijan Jakić
Nach einem Eckball nutzte Jakić das Wirrwarr in der Wolfsburger Abwehr und erzielte mit seinem Premierentor für den FCA (61.) die Führung für das Thorup-Team. Wenig später hatten die Wölfe die Chance zum Ausgleich (71.), als sie einen aussichtsreichen Konter (71.) vergaben. Doch dann kassierten sie den dritten Gegentreffer. Wieder war es Kristijan Jakić, der eine Kombination des FCA und ein Zuspiel von Arne Engels mit einem platzierten Flachschuss aus gut 20 Metern zur 3:1 Führung (79.) für den FCA abschloss. In der 3. Minute der Nachspielzeit fast noch ein weiterer Treffer für den FCA, doch der eingewechselte Michel konnte seine Chance nicht nutzen. So blieb es beim 3:1 Auswärtssieg des FCA, der erstmals ein positives Torverhältnis aufweist und sich nach dem 26. Spieltag aller Abstiegssorgen entledigt hat.

And the dream goes on
Während sich Niko Kovac nicht sicher sein kann, ob er die Länderspielpause als Wölfe-Trainer überlebt, dürfen die FCA Fans als Tabellensiebter weiter von Europa träumen. Ist der Pokalsieger nämlich über die Liga (Platz eins bis sechs) für den internationalen Wettbewerb qualifiziert (was bei einem Pokalsieg von Bayer Leverkusen der Fall wäre), reicht schon Platz sieben für die Qualifikation zur Conference League. Im nächsten Heimspiel gegen den 1. FC Köln (Sonntag, 31.3. um 15.30) wird sich zeigen, ob die Europareise des FCA weitergeht.

FCA: Dahmen – Mbabu, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Jensen (65. Pep Biel), Jakić, Maier (76. Pedersen) – Vargas (76. Engels) – Tietz (83. Beljo) , Demirović (83. Michel)

geschrieben von Bernhard Schiller am 17. March 2024 um 08:51.

14. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Podiumsdiskussion am 19. März im Rathaus: “Antisemitismus konkret – Daten, Fakten, Hintergründe”

Welche Dimensionen hat Antisemitismus in Bayern und in Augsburg? Wie ist die Entwicklung seit dem 7. Oktober 2023? Was verzeichnen die Melde- und Beratungsstellen? Wohin können sich Betroffene und Zeuginnen und Zeugen wenden? Zu diesem aktuellen Thema veranstaltet die Zentrale Antidiskriminierungsstelle der Stadt Augsburg gemeinsam mit dem städtischen Büro für gesellschaftliche Integration am Dienstag, 19. März, von 18 bis 19:30 Uhr im Oberen Fletz des Rathauses eine Podiumsdiskussion, zu der alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind. Auch eine Live-Übetragung wird es geben.

Dr. Anette Seidel-Arpacı von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS) wird einen Einblick in die aktuelle Lage antisemitischer Vorfälle in Bayern geben. An der anschließenden Podiumsdiskussion werden neben ihr Israel Feder, Pressesprecher der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg (IKG), Dr. Carmen Reichert, Leiterin des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben sowie Michael Weinzierl, Beauftragter der Bayerischen Polizei gegen Hasskriminalität, insbesondere Antisemitismus, teilnehmen. Die Diskussion betrachtet Antisemitismus aus unterschiedlichen Blickwinkeln und erörtert Handlungsbedarfe. Moderiert wird das Podium von der BR-Journalistin Shahrzad Eden Osterer.

 

Solidaritätskundgebung für Israel am Augsburger Königsplatz, Foto: DAZ

Solidaritätskundgebung für Israel am Augsburger Königsplatz, Foto: DAZ

Oberbürgermeisterin Weber und Bürgermeisterin Wild mit klarer Zielsetzung

“Antisemitismus zeigt sich auf beängstigende Weise wieder offen, unverhohlen und in allen gesellschaftlichen Milieus.” so die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU). Die Stadt wolle deshalb das Bewusstsein schärfen, den offenen Dialog fördern und Lösungsansätze erarbeiten. Eine “breite gesellschaftliche Sensibilisierung” sei das Ziel, so Weber. Auch Augsburgs zweite Bürgermeisterin und Referentin für Bildung und Migration Martina Wild (Bündnis 90/ Die Grünen) sieht in der Podiumsdiskussion einen wichtigen Schritt “in die richtige Richtung”. Diese sei Solidarität und die Förderung von Aufklärung. Die Gesellschaft müsse gegen Antisemitismus vorgehen.

Anmeldung und Live-Übetragung

Zur Veranstaltung „Antisemitismus konkret – Daten, Fakten, Hintergründe“ sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger eingeladen. Dazu ist eine Anmeldung erforderlich. Die Veranstaltung wird zudem live gestreamt.

“Antisemitismus konkret – Daten, Fakten, Hintergründe”
Dienstag, 19. März 2024, 18 Uhr, Oberer Fletz des Rathauses
Anmeldung über augsburg.de/kontakt-integration oder 0821 / 324 – 28 17
Live-Stream auf augsburg.de/friedenteilen

geschrieben von Bernhard Schiller am 14. March 2024 um 22:06.

2. Filmfestival Vielfalt mit Oscarpreisträger “The Zone of Interest”

Nach dem fulminanten Auftakt mit der Lesung von Saša Stanišić im Foyer der Neuen Stadtbücherei steht mit dem 2. Filmfestival Vielfalt Augsburg ein weiteres Highlight der vom Büro für Migration organisierten Internationalen Wochen gegen Rassismus auf dem Programm.

Von Udo Legner

Im Schulterschluss gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus

Wie im letzten Jahr ist dieses einwöchige Kino-Event eine Kooperation zwischen dem Kino-Dreieck, dem Grünen AK Vielfalt, der Werkstatt Solidarische Welt, dem Augsburger Integrationsbeirat und dem Just Kids Festival. Ein Novum: Erstmals flimmert das Filmfestival Vielfalt parallel zur bayrischen SchulKinoWoche über die Leinwand, was es Schulklassen leichter macht, die Schulbank mit dem Kinosessel zu tauschen. Zwei der Festivalbeiträge, der Eröffnungsfilm „Persepolis“ und der „Der Pfad“, finden sich sogar im Programm der SchulKinoWoche. Die Filme des Filmfestivals Vielfalt können als Seismographen der gesellschaftlichen Situation gelten, handeln sie doch von den Themen, die aktuell Schlagzeilen machen: Zum einen Rechtsextremismus, Migration und Integration, zum anderen Antisemitismus und Erinnerungskultur. Zur ersten Kategorie zählen der Eröffnungsfilm „Persepolis“, der Publikumsrenner „The Hate U Give“ und der irische Film „Belfast“ von Kenneth Branagh, der vor zwei Jahren einen Oscar für das beste Drehbuch erhielt

Augsburger Politiker bei den Festivalvorführungen

Augsburgs Kulturreferent Jürgen Enninger wird das diesjährige Filmfestival Vielfalt am Montag, den 18. März eröffnen und lädt die Besucher zum Filmgespräch im Thalia Café im Anschluss ein. Auch unter den vier Filmen zum Thema Erinnerungskultur – „Der Pfad“, „The Zone of Interest“, „Die Stille schreit“ und „Ruinenschleicher und Schachterleis“ – befindet sich ein Oscar-Preisträger. Bekanntlich machte „The Zone of Interest“ mit Sandra Hüller in der Hauptrolle in der Kategorie Internationaler Film das Rennen um den Oscar und füllt seitdem nicht nur in Deutschland die Kinosäle. Der Film zeigt die Schrecken der Shoah aus der Sicht von Rudolf und Hedwig Höss, dem Kommandanten von Auschwitz und seiner Familie, die Mauer an Mauer mit dem Vernichtungslager das banale Leben einer Bilderbuchfamilie führen. “The Zone of Interest” wird am Mittwoch, den 20. März um 18:00 Uhr gezeigt. Cemal Bozoglu, Landtagsabgeordneter von Bündnis 90/ Die Grünen und die Vorsitzende des Augsburger Integrationsbeirats Didem Karabulut werden Grußworte sprechen.

Gersthofer Dokumentarfilmer Josef Pröll erzählt die Geschichten von zwei jüdischen Familien aus Augsburg

Die beiden Wochenend-Matineen „Die Stille schreit“ (Samstag, 23. März, 11 Uhr) und „Ruinenschleicher und Schachterleis“ (Sonntag, 24. März, 11 Uhr) haben Lokalbezug, spielen unter anderem in Augsburg und in München. In „Die Stille schreit“ erzählt der Gersthofer Dokumentarfilmer Josef Pröll die Geschichte von zwei jüdischen Familien aus Augsburg, die im Nationalsozialismus gezwungen wurden, ihre Firmen und ihren Besitz zu verkaufen und wie sich die meisten Menschen am jüdischen Besitz bereicherten. Die Fragen, die der Film aufwirft, sind leider auch heute wieder relevant.

Weitere Informationen:
https://www.lechflimmern.de/a_filmfestival_vielfalt_2023.php

Anmeldungen für Schulklassen:
https://www.schulkinowoche.bayern.de/kinos-programm/augsburg/

geschrieben von Bernhard Schiller am 14. March 2024 um 17:47.

11. March 2024

Die Augsburger Zeitung

“The Rake`s Progress” im Martinipark – der Teufel in vergnüglicher Aktion

Sehr oft steht sie nicht auf den Spielplänen, die einzige Oper von Igor Strawinsky. Am Augsburger Staatstheater hat man sich entschieden, „Rake`s Progress“, 1951 in Venedig uraufgeführt, dem Publikum nach geraumer Zeit mal wieder vorzustellen. Auch wenn der Sturm auf den Martinipark angesichts des den meisten Operngängern Unbekannten eher verhalten ist, lohnt der Besuch sich allemal, denn die Oper ist in jeder Hinsicht ein ansprechendes (und auch anspruchsvolles) Vergnügen.

von Halrun Reinholz

Strawinsky hat zwar auch hier seine eigene moderne Musiksprache, aber bei der Konzeption dieser Oper orientierte er sich, wie er selber schreibt, an der Nummernoper aus dem 18. Jahrhundert. Es gibt also Rezitative und Arien, Duette, Trios und Chöre. Regisseur Jan Eßinger nimmt diese Vorgabe beim Wort. Seine Inszenierung bewegt sich linear von Szene zu Szene, die Drehbühne zeigt, wie auf einer Puppenbühne, ein farbenfrohes (und ansonsten sehr britisches) Interieur nach dem anderen (Bühnenbild: Nikolaus Webern).
Schon beim Einsatz der Ouvertüre hebt sich eine Gestalt aus dem Zuschauerraum und geht auf die Bühne, um den Vorhang aufzuziehen und den Blick auf das Geschehen freizugeben. Der gediegene Anzugträger ist, wie sich alsbald zeigt, Nick Shadow (Shin Yeo), der im Lauf der Handlung immer offensichtlicher zum Teufel mutiert – zuletzt mit Hörnern, die ihm aus der Glatze sprießen, und sogar Ziegenfüßen. Das Spiel mit Klischees zieht sich auch sonst durch das Stück, mit sehr bunten, unkonventionellen bis queeren Kostümen (Lena Brexendorff) und Anspielungen wie „Pay Papst“, wo der Auktionator Sellem (Claudio Zazzaro), dem die graue Menge der Chorsänger flehend Geld entgegenhält, die hohe Geistlichkeit auf die Schippe nimmt.

Tom (Sung min Song) beim Frühstück mit seiner Ehefrau Baba Turk (Kate Allen) (c) Jan-Peter Fuhr

Tom (Sung min Song) beim Frühstück mit seiner Ehefrau Baba Turk (Kate Allen) (c) Jan Peter-Fuhr

Ein Rake ist derjenige, der auf vermeintliche Glücksbringer hereinfällt
Wo der Teufel ist, ist auch der Faust nicht weit. Hier heißt er Tom Rakewell (Sung min Song) – ein junger Mann, der in der Eingangsszene in einem paradiesischen Gartenambiente unter einem Hortensienbusch mit seiner Angebeteten Anne Trulove (Jihyun Cecilia Lee) Zukunftspläne schmiedet. Vater Trulove (Avtandil Kaspeli) gibt dem Paar seinen Segen, sähe es aber gern, wenn der Schwiegersohn in spe eine sichere Stelle hätte, die er ihm in der Firma eines Freundes vermitteln könnte. Doch Tom lehnt ab und spekuliert auf „Fortuna“, diese zeigt sich auch umgehend in der Person von Nick Shadow, der ihm die Nachricht von einem beachtlichen Erbe überbringt und ihn damit nach London lockt.
Hier enden auch schon die faustischen Parallelen, denn Tom strebt nicht nach Wissen und Erkenntnis, sondern nach schnellem Reichtum, der ihm sozusagen zufliegt. Er nimmt alles mit, was Nick Shadow ihm anbietet: das Bordell von Mother Goose (Natalya Boeva), die ihn persönlich verführt und die Vernunftehe mit der Schaustellerin Baba Turk (großartig und sehr differenziert: Kate Allen). Sein Name, Rakewell, beinhaltet den Begriff „Rake“, was im Deutschen oft als „Wüstling“ übersetzt wird. Doch Tom ist kein Wüstling, er ist einer, der sich treiben lässt und hofft, dass ihm die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Die eigentliche Bedeutung des Begriffs wird in einer Definition aus dem 18. Jahrhundert deutlich: „Ein Rake unter den Menschen ist derjenige, der im ständigen Missbrauch seiner Vernunft lebt.“ Der, um auch den Bogen zum Heute zu schlagen, auf die Wunderversprechen der vermeintlichen Glücksbringer hereinfällt.

Nick Shadow (Shin Yeo, Mitte in Rot) führt Tom Rakewell (Sung min Song, vorne links) ins Londoner Nachtleben ein (c) Jan-Peter Fuhr

Nick Shadow (Shin Yeo, Mitte in Rot) führt Tom Rakewell (Sung min Song, vorne links) ins Londoner Nachtleben ein (c) Jan-Peter Fuhr

“Der Teufel findet Arbeit für die Müßigen”
Dieses Konzept muss scheitern. Als Anne in London erscheint, um Tom zu suchen, erwacht sein schlechtes Gewissen, und er will etwas tun, um sich Annes wieder würdig zu erweisen. Nick Shadow präsentiert ihm eine Maschine, die aus Steinen Brot macht, womit man den Welthunger besiegen könnte. Auch dieses Projekt funktioniert nicht und Nick Shadow fordert in einer skurril-britischen Friedhofsszene Toms Seele als verdienten Lohn für seinen Einsatz. Annes Gesang aus dem Hintergrund rettet ihn davor, doch Nick kann ihn noch zum Wahnsinn verfluchen. Anne besucht ihn im Irrenhaus und singt ihn in den Schlaf, doch das Happy End muss ausbleiben.
Damit ist die Oper aber noch nicht zu Ende, denn zum Schluss treten alle noch einmal auf (Nick Shadow nun in der vollen Teufelsgestalt), um die Moral von der Geschichte zu verkünden: „Der Teufel findet Arbeit für die Müßigen. Für jeden von uns“. Die Rakes dieser Welt sind bis heute nicht ausgestorben.

geschrieben von Bernhard Schiller am 11. March 2024 um 06:44.

10. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Heidenei! Gegen Heidenheim gelingt dritter Sieg in Serie

Wie schon am 8. Spieltag zu seinem Einstand beim FCA (5:2 Auswärtssieg) gelingt Trainer Jess Thorup in der ausverkauften WWK-Arena auch am 25. Spieltag ein Sieg gegen den Aufsteiger aus Heidenheim. Das 1:0 bedeutete für die ganz in weiß auflaufenden Augsburger nicht nur den dritten Dreier, sondern auch das zweite Spiel ohne Gegentor in Folge.

Von Udo Legner

Der FCA trat im kleinen Schwabenderby mit derselben Startelf an wie beim 6:0 Kantersieg am vorhergehenden Spieltag beim Tabellenletzten Darmstadt. Als wolle er an den Traumstart bei den Lilien anknüpfen, erspielte sich der FCA gleich nach Anpfiff eine Riesenchance. Doch Gäste-Keeper Müller konnte einen Schuss aus spitzem Winkel von Kevin Mbabu (2.) gerade noch parieren und so einen frühen Rückstand verhindern. In der Folge dominierte der FCA zwar mit deutlich mehr Ballbesitz die Partie, ohne jedoch zu weiteren Abschlüssen zu kommen. Es dauerte bis zur 21. Spielminute bis es vor dem Heidenheimer Strafraum wieder lichterloh  brannte. Eine Flanke von Ruben Vargas schloss Heidenheims Verteidiger Mainka mit einer Grätsche fast mit einem Eigentor ab, was HDH-Keeper Müller (21.) jedoch gerade noch zu verhindern wusste.

Das Training von Standards zeigt erste Früchte

Nur eine Minute später war es so weit: Nach einer von Arne Maier getretenen Ecke kam der Ball zu Jeffrey Gouweleeuw, der ihn frei stehend aus etwa zehn Meter in die Maschen drosch (22.). 

Torjubel nach Standard, Joni Bommas

Torjubel nach Standard, (c) Joni Bommas

Der Führungstreffer – ein Ergebnis des im Januar verpflichteten Standard-Trainer Lars Knudsen – gab den Augsburgern weitere Sicherheit. Mit 70 Prozent Ballbesitz kontrollierten sie das Spiel bis zur Halbzeitpause.

Fazit zur Halbzeit: Ein vom Kampf geprägtes Spiel – 5 Torschüsse standen 16 Fouls gegenüber.

Auch nach Wiederanpfiff dominierte der FCA das Spielgeschehen, auch wenn er in der zweiten Hälfte die ein oder andere Torchance der Heidenheimer nicht verhindern konnte, die ihrem Label „Unkaputtbar“ (so der Titel des Bestsellers ihres Trainers Frank Schmidt – https://www.daz-augsburg.de/buchbesprechung-frank-schmidts-bestseller-unkaputtbar/ – durch ihre überzeugende Defensivleistung durchaus gerecht wurden! In der 54. Minute kamen die Heidenheimer zu einer Großchance, doch Dovedon jagte einen Distanzschuss knapp über das Augsburger Tor.  Im Gegenzug erzielte der FCA – nach schönem Zuspiel von Ruben Vargas auf Jago -fast das zweite Tor, was jedoch von einer spektakulären Parade von Müller verhindert wurde. In der ausgeglichenen Schlussphase kamen die Heidenheimer durch Dinkci (83.) und die Hausherren durch Tietz (84.) jeweils noch zu Halbchancen.

Der Traum von Europa

Durch diesen dritten Sieg in Serie kletterte der FCA auf den 8. Tabellenplatz und hat bei noch neun ausstehenden Partien mit 32 Punkten nur zwei Punkte weniger auf dem Konto wie zum Ende der letzten Saison. Bereits beim nächsten Auswärtsspiel in Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr) wird sich zeigen, ob der FCA seine Fans weiter von der Teilnahme an der Europaliga träumen lässt. 

FC Augsburg: Dahmen – Mbabu, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Jakic, Jensen (89. Bauer), Maier (60. Rexhbecaj), Vargas (73. Engels) – Demirovic, Tietz (89. Beljo)

geschrieben von Udo Legner am 10. March 2024 um 12:17.

09. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Weltwasserwoche von Montag, 18. März bis Sonntag, 24. März 2024

Rund um den Weltwassertag am 22. März findet in Augsburg die Weltwasserwoche statt. Anlass ist das fünfjährige Jubiläum der Verleihung des Welterbe-Titels an das Augsburger Wassermanagement-System. Vom 18. bis 24. März 2024 können Interessierte in über 15 Veranstaltungen mehr zum Thema Wasser erfahren. Angebote gibt es im Umweltbildungszentrum (UBZ) Augsburg und an verschiedenen Standorten in der Stadt.

Jürgen K. Enninger, Referent für Kultur, Welterbe und Sport, verweist auf Augsburg als Stadt, die von den drei Flüssen Lech, Wertach und Singold durchzogen wird und die eine hervorragende Trinkwasserversorgung mit Trinkwasser aus dem eigenen Wald habe. Augsburg sei deshalb “der ideale Ort, um über Wasser zu sprechen.”

Hochablass (Lechwehr) ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg

Hochablass (Lechwehr) ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg


Führungen, Spieletreffs, Kinoabende, Kochkurse und Vieles mehr

Zu den Veranstaltungen der Weltwasserwoche zählen Führungen, Workshops, Lesestunden, Spieletreffs, Kinoabende, Kochkurse und Vorträge. Das Programm der Weltwasserwoche richtet sich an alle Altersgruppen – auch an Kindergärten und Grundschulen – und findet überwiegend im neuen UBZ statt.

Zahlreiche Einrichtungen engagieren sich für das Wasser
Unter Leitung des UBZ und des Welterbe-Büros engagieren sich bei der Weltwasserwoche 2024 zahlreiche Akteurinnen und Akteure für ein abwechslungsreiches Programm. Zu ihnen zählen unter anderem: Stadtwerke Augsburg, Regio Augsburg Tourismus, Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, Lokale Agenda, UNICEF sowie das Jakob-Fugger- und das Maria-Ward-Gymnasium.

Alle Informationen unter us-augsburg.de/umweltbildungszentrum.
Anmeldungen sind telefonisch unter 0821 324-6074 oder per E-Mail an veranstaltungen@ubz-augsburg.de möglich.

geschrieben von Bernhard Schiller am 09. March 2024 um 22:02.

08. March 2024

Die Augsburger Zeitung

5. Sinfoniekonzert: Heroisches in unheroischen Zeiten

Wenn zweimal Beethoven auf dem Programm steht, strömt das Konzertpublikum in die Kongresshalle. So war es auch bei diesem 5. Sinfoniekonzert der Augsburger Philharmoniker, das praktisch an beiden Abenden ausverkauft war. Orchester, Chor und Solisten huldigten Beethoven mit Leidenschaft.

von Halrun Reinholz

Auf Domonkos Héja und seine Musiker ist Verlass, das weiß man inzwischen in Augsburg. Da lässt man sich gerne auch mal auf Experimente ein, wie das Eingangsstück der 1954 geborenen britischen Komponistin Judith Weir mit dem Titel: „Heroic Strokes of Bow“, heroische Bogenstriche also. Tatsächlich dominieren die Streicher mit ungewöhnlichen, abgehackten Klängen, die an Schläge erinnern. Dazwischen aber auch Melodisches, Bläser, Pauken. Judith Weir hat oft literarische Vorlagen für ihre Kompositionen, in diesem Fall ist es ein Bild, ein Werk des Malers Paul Klee, das genau so heißt, „Heroische Bogenstriche“. Klee selbst hat da an Geigen gedacht. Und Judith Weir bringt das „Heroische“ selbst in Bezug zu Beethoven, indem sie die Tonart der „Eroica“ wählt.

Foto: Halrun Reinholz

Evgeny Konnov und Augsburger Philharmoniker © Jan-Pieter Fuhr

Ein erhebendes Klangerlebnis
Doch davor noch ein anderer Beethoven: Die Fantasie für Klavier, Chor und Orchester, opus 80. Ein eher kurzes Stück, das einiges an Aufwand erfordert: Einen großen Chor, sechs Solisten und einen Pianisten. Letzterer ist Evgeny Konnov, dem Augsburger Publikum wohlbekannt als früherer „artist in residence“. Der 32-Jährige beweist auch diesmal, dass er sein Instrument mit Leichtigkeit beherrscht und gut mit Orchester und Chor harmoniert. Was dieser singt, erinnert an die „Ode an die Freude“ aus der Neunten von Beethoven, doch ohne den Verbrüderungstext von Schiller. Stattdessen huldigt hier der Dichter Christoph Huttner der Kunst: „Schmeichelnd, hold und lieblich klingen/unsers Lebens Harmonien/und dem Schönheitssinn entschwingen/Blumen sich, die ewig blüh`n.“ Der Opernchor des Staatstheaters und der ambitionierte Philharmonische Chor unter der Leitung von Wolfgang Reß, der traditionell einmal pro Spielzeit ein Sinfoniekonzert mitgestaltet, haben nur einen kurzen Einsatz. Auch die Solisten Jihyun Cecilia Lee und Masumi Ishii (Sopran), Kate Allen (Alt), Sung Min Song und László Papp (Tenor) sowie Kihoon Han (Bass) bleiben im Hintergrund und verschmelzen mit dem Chor. Dennoch ein erhebendes Klangerlebnis, das so mancher wohl als zu kurz empfand. Auch die Musiker, denn sie wiederholen die Chorpartie im Dialog mit dem Pianisten zur Begeisterung des Publikums als Zugabe. Auch Beethoven wird das Stück wohl zu kurz vorgekommen sein, bei der Uraufführung kombinierte er es mit einer Reihe weiterer Werke, nämlich den Uraufführungen seiner 5. und 6. Sinfonie, dem Klavierkonzert Nr. 4 und Teilen der C-Dur-Messe. Die insgesamt vierstündige Aufführung im unbeheizten Konzertsaal wird dem Publikum einiges an Geduld abverlangt haben und nicht unbedingt in positiver Erinnerung geblieben sein. Ein zeitgenössischer Kritiker befand, dass man auch „des Guten zu viel“ haben kann.

Beethoven hören, um nicht an der Welt zu verzweifeln
Nach der Pause dann die „Eroica“, mit der Beethoven seinerzeit nach der 2. Sinfonie durchaus neue musikalische Wege gegangen ist. Bekannt ist die ursprüngliche Widmung an Napoleon Bonaparte, den Beethoven glühend verehrte. Als er von der Selbstkrönung seines Helden erfuhr, soll er „in Wuth“ geraten sein, danach urteilte er enttäuscht: „Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize fröhnen; er wird sich nun höher als alle anderen stellen, ein Tyrann werden.“ Die Sinfonie wurde sozusagen zu einer „neutralen“ Heldensinfonie, was ihrer Qualität und ihrer Wirkung auf die Menschen seit Jahrhunderten keinen Abbruch tut. Auch dieser Konzertabend entließ das Publikum mit heroischen Gefühlen, ungeachtet der unheroischen Realitäten im politischen Alltag. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum man sich Beethoven immer wieder anhören muss: Um nicht an der Welt zu verzweifeln.

geschrieben von Halrun Reinholz am 08. March 2024 um 15:54.

07. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Brechtfestival 2024: No Future – Format mit Zukunft!

Gastkommentar von Peter Bommas

Im Vorfeld belächelt von den Brechtexegeten, gedisst von den Brechtexpertinnen und Brechtexperten und mit leichtem Bauchgrimmen erwartet von den ob ihres Mutes wirklich zu lobenden städtischen Verantwortlichen. Und dann der Ernstfall – ein echtes Mit-Mach-Festival im Wertachviertel, am Rand von Oberhausen und nahe an Brechts heimlicher Liebe, dem Plärrer. Der Kraftklub im ehemaligen Möbelhaus als Zentrum eines neu gedachten und sorgfältig vorbereiteten Festivals, das mit Brecht nur methodisch verbunden war über seine spezielle Dialektik der Aufklärung und Negation bürgerlichen Genussdenkens.

Menschenfänger, Methodenklau und Textdieb - Brechtfestival-Leiter Julian Warner - Foto: DAZ

Brechtfestival-Leiter Julian Warner – Foto: DAZ

Was zunächst verwunderte, das Programm „Körperkultur“, die Verbindung von Sport-Communities, Diskursherausforderungen, Leseabenteuer und Klubnächten – es hat sehr gut funktioniert und die zwei oder drei Theatervorstellungen mit Brechtstücken waren nettes Randprogramm. Im Mittelpunkt die Ideenwerkstatt des erfreulich uneitlen, super vernetzten und angenehm zurückgenommen agierenden Julian Warner – ein Menschenfänger, Methodenklau und Textdieb sondergleichen. Brecht hätte seine Freude an ihm – Reimen und Stehlen mitten in Augsburg, ohne Berührungsängste, mit sehr divers und interessant daherkommendem D.I.Y-Modellen, die ein überwiegend junges, queeres Publikum – und es war nie die gleiche „Bubble“ wie bei vielen Brechtfestivals zuvor – umstandslos mit Leben füllte, der Erfinder und Macher immer freundlich grinsend im Roadie-Modus mittendrin. Eine Festivalidee im Februar, die Modular ziemlich alt aussehen lässt.

Allerdings, und das lässt einen schon mit bedenklichem Kopfwackeln zurück – dieses Festival steht und fällt mit der irre guten, überzeugend minimalistisch ausgestatteten und einfach voll passenden Location! Ein 2025 als Wiederholung bzw. Fortsetzung, die noch was draufsetzt, kann man sich schwer vorstellen. Aber Julian Warner wird schon daran arbeiten, da bin ich sicher. Danke dafür!

geschrieben von Gastbeitrag am 07. March 2024 um 06:52.

06. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Bayernweiter Probealarm am Donnerstag, 14. März

Am Donnerstag,14. März 2024 ab 11:00 Uhr findet in ganz Bayern ein Probealarm statt. Dabei werden die Sirenen auf ihre Funktionsfähigkeit getestet und die Bevölkerung auf die Bedeutung der Signale hingewiesen. Ergänzend werden Warn-Apps wie z. B. NINA oder KATWARN sowie Warnungen über Cell Broadcast per Push-Benachrichtigung den Alarm mit einer Warnmeldung auf Smartphones begleiten. Eine Entwarnung erfolgt am 14. März nicht.

Auch im Gebiet der Stadt Augsburg werden die vorhandenen Sirenen und die Warn-Apps eingesetzt. Dank eines Förderprogramms des Innenministeriums des Freistaats Bayern konnte die Augsburger Warninfrastruktur in den vergangenen Jahren weiter ausgebaut werden und kommt flächendeckend am Warntag zum Einsatz.

Heulton bedeutet: Rundfunkgeräte einschalten
Mit einem Heulton von einer Minute Dauer wird um 11 Uhr die Auslösung des Warnsystems zur Warnung der Bevölkerung geprobt.  Der Heulton soll die Bevölkerung bei schwerwiegenden Gefahren für die öffentliche Sicherheit dazu veranlassen, ihre Rundfunkgeräte einzuschalten und auf Durchsagen zu achten. Das Warn- und Informationssystems der Stadt Augsburg basiert auf 61 elektronischen Hochleistungssirenen, 7 mobilen Lautsprechern und der Möglichkeit einer persönlichen telefonischen Warnung und Information.

Handys: Warn-App NINA und „Cell Broadcast Alarm“ werden ausgelöst
Durch die Nationale Warnzentrale des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, wird zu den bereits bestehenden Warnsystemen und Sirenen auch die Warn-App NINA und der sogenannte „Cell Broadcast Alarm“ – das Versenden von SMS-Benachrichtigungen – auf Handys ausgelöst, die sich in Betrieb befinden und im Netz eingebucht sind. Weitere Informationen sind unter augsburg.de/warnung zu finden. Die Einstellungen der unterschiedlichen Mobilfunkgeräte bzw. die Herstellerhinweise sind zu beachten.

 

geschrieben von Bernhard Schiller am 06. March 2024 um 23:01.

Höchst aktuell beim Brechtfestival:
 „Memoria“ – ein beklemmendes Stück über das Schlechte im Menschen

von Halrun Reinholz

Die Aktualität holt das Brecht-Festival ein: Wenige Tage nach dem Tod des Kreml-Kritikers Nawalny und am Tag der Verhaftung des Menschenrechtlers von Oleg Orlow zu zweieinhalb Jahren Haft steht auf der Brechtbühne „Memoria“ auf dem Spielplan, ein dokumentarisches Stück von Nana Grinstein über die Verbrechen des stalinistischen Regimes, das allerdings auch naheliegende Parallelen zu aktuellen Ereignissen im heutigen Russland unter Putin aufnimmt. Aus diesem Grund wurde es  auch unmittelbar nach der Uraufführung in Moskau verboten. Das Brechtfestival holte es in einer Augsburger Exilversion nun auf die gut besuchte Brechtbühne. Unter den zahlreichen Zuschauern waren offenbar auch viele aus der russischen Community. 

Ausgangspunkt für das Stück ist die Zerschlagung der Menschenrechtsorganisation „International Memorial“. Es verwebt Interviews, Gerichtsakten und Texte aus der Exilzeit Bertolt Brechts mit der Fallakte der berühmten Brecht-Schauspielerin Carola Neher, deren tragisches Schicksal von „International Memorial“ rekonstruiert wurde. Gleichzeitig werden Parallelen gezogen zu Geschehnissen um die Menschenrechtsorganisation „Memorial“, die Verhaftungen von Aktivisten und die Zwangsauflösung der Organisation.

 „Memorial“ wurde gegründet, als der Zugang zu den Archiven der früheren Sowjetunion möglich wurde und einzelne Schicksale von Verfolgten und in Straflagern Ermordeten ans Licht kamen. Speziell prominente Exilanten wie Bertolt Brecht, der rechtzeitig wieder den Absprung aus dem stalinistischen Exil schaffte, aber auch andere, die aus kommunistischer Überzeugung Zuflucht im Arbeiter- und Bauern-Staat suchten und nicht selten im Gulag landeten. Carola Neher starb im Straflager an Typhus. Ihr Sohn Georg Becker kam in ein Kinderheim und wusste lange nichts über seine Familiengeschichte.

Einführend sprach die Regisseurin Anastasia Patlay zum Publikum und wies auch auf die aktuellen Ereignisse hin, die das Stück in aller Form bestätigten. Neben ihr stand Irina Scherbakowa, Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation „Memorial“, die in Berlin lebt und extra für diese Aufführung nach Augsburg gekommen war. Die Historikerin und  Germanistin übersetzte die Einführung für das deutsche Publikum. Das Stück bestritten die Schauspieler Katharina Spiering (auf deutsch) sowie Alena Starostina und  Ivan Nikolaev (auf russisch) mit zahlreichen Video-Einspielungen und Projektionen. Das Besondere daran ist, dass eben nicht nur die Geschichte von Opfern des Stalinismus wie Carola Neher in dem Stück erzählt wurde. Was genau in den Lagern passierte, erfährt man auch nicht aus den Archivakten. Bereits in den 1970er Jahren hatte sich die 1949 geborene Irina Scherbakowa unter der Hand Lebensgeschichten von Opfern des Stalinismus erzählen lassen. Erst durch diese Zeitzeugen können die Archivakten eingeordnet und zu tragischen Lebensgeschichten werden. „Wenn man die Akten liest, glaubt man, es ist alles mir rechten Dingen zugegangen“, erläutert Scherbakowa später bei der Publikumsdiskussion vor immer noch gut besuchtem Saal.

 „Memorial“ wurde 1987 im Aufwind von Glasnost und Perestroika gegründet, maßgeblich daran beteiligt war Andrej Sacharow. Im Stück von Nana Grienstein kommt er auch vor, als er 1989 beim Kongress der Volksdeputierten der Sowjetunion seine Ideen des demokratischen Rechtsstaats, der Abkehr vom Sowjet-Imperialismus und des Rechts der Sowjetrepubliken auf Eigenständigkeit erläutert. Gorbatschow unterbricht ihn wiederholt heftig unter Verweis auf die abgelaufene Redezeit. Soviel Glasnost war auch damals nicht erwünscht.

In direkter Linie führen, wie das Stück zeigt, die Menschenrechtsverletzungen des Stalinismus zu den gegenwärtigen Verhaftungen und Ermordungen Regimekritikern in Putins Russland. Die Methoden gleichen sich, Putin beherrscht die Methoden der Sowjet-Repressionen aus dem Effeff. In der abschließenden Publikumsdiskussion erläutert Irina Scherbakowa dies anhand zahlreicher Beispiele und Belege genauer. Die Diskussion verzögerte sich etwas, weil Scherbakowa wegen der Verhaftung von Oleg Orlow aktuell für die Tagesthemen zugeschaltet wurde. In diesem Interview wie vor dem Augsburger Publikum bekräftigte sie die Entschlossenheit der Organisation „Memorial“, die fast zeitgleich mit ihrer erzwungenen Auflösung 2022 (auch beeindruckender Teil des Dokumentartheaters) mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet wurde, ihre Ziele weiter zu verfolgen. Oleg Orlow war einer der noch vor Ort ausharrenden Aktivisten. Die Anteilnahme an seinem Prozess, trotz Strafandrohung, zeige, dass viele Russen mit den Zuständen in ihrem Land unzufrieden seien. Auch, dass für Nawalny an vielen Stellen in Russland Blumen niedergelegt werden, nicht nur in Moskau und Sankt Petersburg, sei ein Signal, das Hoffnung gebe.

Angesichts des beklemmenden Stücks ein eher matter Hoffnungsschimmer, aber ohne Hoffnung keine Zukunft.

geschrieben von Halrun Reinholz am 06. March 2024 um 14:35.

05. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Brechtfestival mit Şeyda Kurt: In einer Blase aus Hass und Selbstbespiegelung

Die freie Journalistin und Autorin Şeyda Kurt war zu Gast beim Brechtfestival um das „widerständige Gefühl“ Hass „aus der Verbannung“ zu holen. Zur Tragweite ihrer Thesen wäre eine Diskussion wünschenswert gewesen. Auch hinsichtlich der programmatischen Ausrichtung des Brechtfestivals stellen sich Fragen.

Kommentar von Alexander Meyer und Bernhard Schiller

Şeyda Kurt promotet ihr aktuelles Buch „Hass“ und das Brechtfestival bot ihr dafür die denkbar angenehmste Bühne. Vor zirka 200 Menschen trat die Autorin mit einer Studentin (Samira Esa) als Dialogpartnerin auf. Das Setting mit den beiden Frauen inmitten eines rundherum platzierten Publikums erinnerte an den nebenan errichteten Boxring. Eine Auseinandersetzung war aber das Letzte, was sich Moderatorin und Veranstalter gewünscht haben.

Seyda Kurt (li.) mit Stichwortgeberin Samira Esa (c) DAZ

Seyda Kurt (li.) mit Stichwortgeberin Samira Esa (c) DAZ

Die Gesprächspartnerin schenkte laufend Bewunderung, lieferte artig Stichworte und plauderte mit der Autorin über Erlebnisse in einem migrantisch geprägten Elternhaus. Ein wohlwollendes Publikum applaudierte fröhlich auch zu Aussagen, die andernorts für entgeistertes Kopfschütteln sorgen würden. So etwa, wenn rassistische Politik mit Rechtsstaat, Polizei und Abschiebung gleichgesetzt wird oder Kurt meint, sie würde sich freuen, wenn dem Vater des Attentäters von Hanau „etwas passiert“.

Schlüsselwörter erzeugen den Anschein von Intellektualität

Schwierig wird es beim Versuch, eine greifbare Aussage im sehr eloquenten Vortrag von Kurt zu entdecken. In den biographisch anekdotischen Teilen wirkt Kurt authentisch und offen. Sie berichtet von der eigenen Traumatisierung, von ihrem inneren Zensor, der ihr mit Bestrafung drohe, wenn sie Hassgefühle habe. Kurt konstruiert aus dieser sicher schwierigen Biographie ein Konzept, dass Hass als Identifikation mit den Kolonisierten dieser Erde begreift und das sie philosophisch zu untermauern sucht. Die entsprechenden Anleihen wirken „zusammengegoogelt“ und teils wie Füllmaterial, um das Defizit an substanzieller, analytischer Arbeit zu überdecken. Zitate und Anekdoten werden verbunden von eher poetischen Texten, die durch eine sprachgewaltige Mischung von Emotionen und Schlüsselwörtern aus der linken Szene den Anschein von Intellektualität erzeugen. Kurt bleibt aber völlig in den eigenen Gefühlen und Meinungen stecken. Weder im Buch noch sonst scheint ein Interesse an anstrengender Begründung der eigenen Thesen oder gar der Auseinandersetzung mit anderen Ansichten zu bestehen.

Umdeutungsarbeit und Ideologie

Şeyda Kurt wähnt sich in einer kapitalistischen, kolonialistischen, rassistischen und patriarchalen Welt der Unterdrückungsverhältnisse. Das Buch „Hass“ ist die Erweiterung ihres Debuts „Radikale Zärtlichkeit“. Darin bezeichnet sie Monogamie als ein koloniales Projekt und die queere Gesellschaft als „Utopie eines radikal neuen Miteinanders“. Hindernis auf dem Weg in die messianische Regenbogengesellschaft ist der bürgerliche Mythos romantischer Liebe, in dem sich koloniale Unterdrückungsverhältnisse widerspiegeln würden. „Radikale Zärtlichkeit“ kann man dabei auch als woke Analogie zur altmodischen Idee der Nächstenliebe verstehen – wobei der Begriff der Nächstenliebe von Kurt peinlich vermieden wird. Der Versuch, der perfekt radikal zärtliche Mensch zu sein  führt, so sagt Kurt in einer Antwort selbst, eher zu Schwäche und Lähmung. Die nötige Power für Veränderung kommt für  sie deshalb aus dem Hass, nicht aus dem Herrschaftskonzept der Unterdrücker, der Liebe.

Schon, dass dem Hass nur negative und der Liebe nur positive „Zuschreibungen“ gemacht werden, findet Kurt verdächtig. Sie glaubt, dass bestimmte historische Erzählungen dahinter stecken und fragt, welches Wissen so über diese Emotionen transportiert wird. Die Antwort ist – wenig überraschend – dass Hass die legitime und „widerständige“, vor allem aber eine anklagende Emotion der Unterdrückten ist. Von den kapitalistischen, kolonialistischen, rassistischen und patriarchalen Mächten werden dieser Emotion der Unterdrückten die „negativen Zuschreibungen“ gemacht – die Fortsetzung der Unterdrückung per Definitionsmacht. Die Liebe als Allheilmittel mit ihren romantischen Disney-Erzählungen und bürgerlichen Ideen ist demnach ein Konzept der Herrschenden, um den berechtigten Hass der Unterdrückten zu delegitimieren.

Şeyda Kurt verheddert sich in Begrifflichkeiten und Umdeutungsarbeit. Letztlich bleibt es dabei, dass Liebe und Hass durch eine stark ideologisch gefärbte Brille betrachtet und aus dieser sehr engen Perspektive neu beschrieben und von ihr mit alternativen Zuschreibungen versehen werden.

Infragestellung des Rechtsstaates

Wenn „Dekonstruktion“ bedeutet: Hass ist die Emotion der Unterdrückten, also des Widerstands, also gut und gerecht und damit eine positive Kraftquelle, dann ist offensichtlich das gewünschte Ergebnis Ausgangspunkt der Überlegungen. Was nicht zum Weltbild passt, wird eben passend gemacht. Das trifft auch auf das von ihr bediente Klischee „weißer, bürgerlicher … Männer“, einer „weißen, europäischen, zivilisierten Gesellschaft“ beziehungsweise einer „modernen europäischen Norm“ zu. Fragen zu historischer Kontingenz sind in dieser vorgefertigten und nicht mehr falsifizierbaren Schablone fehl am Platz.

Kurts „Hass“ ist eine Chiffre für die Revolution. Sie fordert die „absolute Infragestellung von Verhältnissen“ und der „westlich-europäischen, kapitalistischen Kultur“. Gepaart mit der – im Kontext einer städtischen Veranstaltung – schamlos vorgetragenen Infragestellung des Rechtsstaates, wird aus ihrem Hass und ihrer „radikalen Liebe“ ein mindestens in der Theorie fragwürdiges Unterfangen, dem man plakativ nur noch die realen Gräuel nicht-rechtsstaatlicher Staaten entgegenhalten möchte.

Vom radikalen Vernichtungswunsch zum totalen Vernichtungswillen

Folgt man Kurts Umwertung der Werte, dann folgt man ihr direkt in einen „radikalen Vernichtungswunsch“, wie es jemand aus dem Publikum in einer Frage an Kurt wiedergab. Kurt nennt das Private politisch, meint aber die Politisierung des eigenen Gefühls. Mit dieser Logik kann sich jeder auf sein Gefühl berufen, auf das subjektive und situative Gerechtigkeitsempfinden und das dann Politik nennen, um nach eigener Maßgabe die „radikale“ und „absolute“ Infragestellung „der Verhältnisse“ voranzutreiben, um die Weltübel „in ihrem Kern“ und „ihrer Wurzel“ zu zerstören, wie Kurt es fordert. Demokratisch ist das nicht.

Die Tatsache, dass Şeyda Kurt sich öffentlich sehr israelkritisch aber verständnisvoll für die Sache der Palästinenser äußert, wirft ein besonderes Licht auch auf die Aussagen zu Liebe und Hass. Es wird von ihr nicht so ausgesprochen und man kann es Şeyda Kurt sicher nicht als Haltung unterstellen, aber konsequent zu Ende gedacht ist argumentativ nur noch eine kleine Hürde zu überwinden vom berechtigten Hass als positiver Kraft unterdrückter Palästinenser bis zur Rechtfertigung eines totalen Vernichtungswillens gegen Israel bei den Terroristen der Hamas.

Die Idee, dass ein vom Hass getragener Kampf auf einen gerechten Frieden gerichtet ist, erscheint bereits absurd. Hass ohne unbedingten Vernichtungswillen – gegebenenfalls gesteigert durch Rache und Vergeltung – ist kaum vorstellbar. Das Ziel eines Kampfes für Gleichberechtigung ist mit Hass unvereinbar und nur durch die Überwindung von Hass überhaupt vorstellbar.

Bespaßung der eigenen Bubble - Seyda Kurt beim Brechtfestival (c) DAZ

Bespaßung der eigenen Bubble – Seyda Kurt beim Brechtfestival (c) DAZ


Selbstbespiegelung und Bespaßung der eigenen Bubble

Derartige Widersprüche werden ignoriert. Buch und Vortrag erschöpfen sich so in Selbstbespiegelung und der Bespaßung der eigenen Bubble – was wieder zurück zum Brecht-Festival führt. Mit welcher Idee wird so eine Veranstaltung in diesem Rahmen durchgeführt? Warum wird eine Gesprächspartnerin akzeptiert, die wirkt, als sei sie ausschließlich ausgewählt worden nach den Kriterien anhimmelnd und kritikfrei, jung, weiblich, links und mit Migrationshintergrund? Gibt es beim Publikum kein Interesse mehr daran, sich ernsthaft mit Themen zu beschäftigen? Oder ist das Brechtfestival über die Jahre letztlich auch zu einer Veranstaltung geworden, auf der alles vorhersehbar ist, auf der inhaltlich, politisch und intellektuell nur noch ein winziges Spektrum vertreten wird, jede echte Diskussion und Auseinandersetzung von vornherein unerwünscht ist und bereits durch die Programmgestaltung und das Setting der Veranstaltungen sichergestellt wird, dass auch das Festival insgesamt zur Selbstbespiegelung und Unterhaltung einer kleinen, in sich geschlossenen Szene dient?

geschrieben von Bernhard Schiller am 05. March 2024 um 12:39.

04. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Regierung von Schwaben: Keine Verletzung der Neutralitätspflicht durch OB Eva Weber

Behörde hat Beschwerden von Bürgern gegen die Oberbürgermeisterin wegen ihres Intranet-Aufrufs zur „Demo gegen Rechts“ geprüft

Die Regierung von Schwaben (RvS) stellt fest, dass Oberbürgermeisterin Eva Weger (CSU) mit ihrem Intranet-Aufruf zur Demonstration „Gemeinsam gegen Rechts – Für Demokratie und Vielfalt in der Friedensstadt Augsburg“ am 3. Februar 2024 weder ihre Pflicht zur Neutralität verletzt hat, noch dass ihrerseits Befangenheit vorlag.

Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die OB
Nach der Kundgebung „Gemeinsam gegen Rechts“ hatten zwei Bürger gegen die Oberbürgermeisterin Dienstaufsichtsbeschwerde bei der RvS als Rechtsaufsichtsbehörde der Stadt eingereicht. Mit ihrem Aufruf im städtischen Intranet, sich an der Demo zu beteiligen, habe die OB als Amtsträgerin gegen ihre Neutralitätspflicht verstoßen. Auch läge Befangenheit vor, da Frau Weber als Leitung der Verwaltung gleichzeitig auch Leitung der Stadt als Versammlungsbehörde sei, die Regelungen aus dem Versammlungsgesetz umzusetzen habe. Beide Beschwerden sah die Regierung von Schwaben nun als nicht gegeben an.

Trennung der innerstädtischen Zuständigkeiten gegeben
In ihrer Antwort führt die Behörde aus, dass keine Befangenheit der Oberbürgermeisterin vorliege – auch wenn die Stadt als Versammlungsbehörde zuständig sei und die OB sich positiv zu dieser Versammlung geäußert habe. Vielmehr sei eine strikte Trennung der innerstädtischen Zuständigkeiten gegeben. Diese Trennung sei notwendig, aber auch ausreichend. Es gäbe viele Fälle, in denen die Stadt zugleich für die Genehmigung zuständig sei und sich andererseits auch zu dem Vorhaben positionieren müsse.

Einsatz für innerstädtischen Zusammenhalt verletzt Neutralität nicht
Auch ihre Neutralitätspflicht als Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg habe Eva Weber nicht verletzt. Die Regierung von Schwaben argumentiert, dass die Kundgebung von einem überparteilichen Bündnis veranstaltet wurde, das dem Schutz und der Erhaltung der Menschenrechte verpflichtet sei. Dieses Bündnis sei vor Ort parteiübergreifend nicht nur von politischen, sondern auch von sonstigen gesellschaftlichen Organisationen aus verschiedenen Bereichen der Zivilgesellschaft breit unterstützt worden. Die Propagierung des mit diesem Bündnis bezweckten Ziels, „den innerstädtischen Zusammenhalt und demokratischen Grundkonsens zu bestärken, ohne sich dabei gegen eine bestimmte politische Gruppierung zu wenden“ lasse keinen Verstoß gegen das Neutralitätsgebot erkennen.

geschrieben von Bernhard Schiller am 04. March 2024 um 22:59.

FCA: Fortsetzung des Frühlingsmärchens


Im Stadion am Böllenfalltor bei den Darmstädter Lilien gelang dem FCA am 24. Spieltag ein 6:0 Kantersieg. Bei diesem höchsten Auswärtssieg seiner Bundesligahistorie stellte der FCA weitere Bestmarken auf und dürfte sich vorzeitig aller Abstiegssorgen entledigt haben.

Von Udo Legner

FCA-Trainer Thorup hatte seine Startformation gegenüber dem letzten Heimspiel gegen den SC Freiburg auf zwei Posten geändert: Gouweleeuw lief nach seiner Gelbsperre (für Maximilian Bauer) auf und Arne Maier rückte nach seinem starken Auftritt in Freiburg erstmals in dieser Saison in die Anfangself (für Elvis Rexhbecaj).

FCA Bestmarke No. I: Fünf Tore in den ersten 29 Minuten

Der FCA legte gegen den Tabellenletzten Darmstadt einen Traumstart hin und ging bereits nach 70  Sekunden in Führung. Ein verunglückter Querpass des Darmstädter Defensivspielers Müller wurde von  Phillip Tietz abgefangen, der keine Mühe hatte, den Augsburger Führungstreffer (2.) gegen seinen früheren Club zu erzielen. Noch bevor – nur zehn Minuten später – Fredrik Jensen einen Konter des FCA nach einem Zuckerpass von Ruben Vargas mit dem 2:0 abschloss (12.), hätte der FCA nachlegen können, doch Tietz und Vargas vergaben ihre Grosschancen. Nur acht Minuten danach das gleiche Bild: von einem weiteren Lilien-Blackout bzw. dem viel zu kurzen Rückpass von Klaus Gjasula profitierte FCA-Goalgetter Demirovic und schon hieß es 3:0 für die Augsburger (20.). Ein echter Hingucker das 4:0 für den FCA – Ein Fehlpass von Darmstadts Verteidiger Karic landete bei Jensen, der mit einem Steilpass Ruben Vargas bediente, der mit einem Sonntagsschuss (25.) das Leder mit 117 km/h ins Netz des machtlosen Lilien-Schlussmanns versenkte. Nach diesem vierten Paukenschlag versuchte Darmstadt Trainer Torsten Lieberknecht die Reissleine zu ziehen (27.) und wechselte seine Fehlpass-Könige Müller und Gjasula aus. Doch der Flow des FCA hielt an und Demirovic erzielte nur kurz darauf das fünfte Tor für den FCA (29.).

Dass bis zur Halbzeit kein weiteres Tor fiel – vielleicht lag es auch daran, dass die FCA Spieler um den Stellenwert ihrer Führung wussten und es zufrieden waren. Lediglich zweimal in der gesamten Bundesliga-Geschichte waren einer Mannschaft so schnell fünf Treffer gelungen wie dem FCA an diesem Spieltag!

Fazit zur Halbzeit: Des einen Freud, des andern Leid: Der Zusammenfassung des Schlussmanns der völlig überforderten Lilien ist nichts hinzuzufügen : „Fehler hier, Fehler dort, Blackout hier und da.

Nach dem Wechsel flachte die Begegnung erwartungsgemäß ab. Der FCA Augsburg tat nicht mehr als nötig und Darmstadt war offensichtlich überfordert, dem Spiel eine Wende zu geben. In der Schlussphase erhöhte Tietz auf den 6:0-Endstand (84.) für den FCA.

FCA Bestmarke II:  Rekordbilanz für Tietz und Demirovic 

Tietz kam zu seinem ersten Doppelpack und Demirovic erzielte mit seinen Saisontreffer Nummer 13 und Nummer 14 bereits zehn Spieltage vor Saisonende so viele Tore wie sie noch nie ein FCA-Spieler in einer kompletten Bundesliga-Spielzeit erzielt hatte.

FCA Bestmarke III: Top in Offensive, Top in Defensive

Zum ersten Mal in dieser Saison behielt der FCA eine weiße Weste und stellte zudem den eigenen Rekord ein – 2019 hatte der FCA den VfB Stuttgart ebenfalls 6:0 besiegt.

Mit diesem Auswärtssieg kletterte der FCA auf den zehnten Tabellenplatz und rangiert nun wieder vor dem Aufsteiger aus Heidenheim, der am kommenden Samstag der nächste Gegner in der WWK-Arena ist (Anstoss 15.30 Uhr).

Man darf gespannt sein, für welches Team sich der Buchtitel „Unkaputtbar“ von Heidenheims Trainer  (siehe DAZ: Buchbesprechung: Frank Schmidts Bestseller „Unkaputtbar) dann erfüllt.

FCA-Startelf: Dahmen – Mbabu, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Jakić – Jensen, Vargas, Maier – Demirović, Tietz

geschrieben von Udo Legner am 04. March 2024 um 20:33.

03. March 2024

Die Augsburger Zeitung

Siegfried Zagler ist gestorben.

Siegfried Zagler 30. April 1959 – 2. März 2024

Siegfried „Siggi“ Zagler ist am Samstag im Alter von 64 Jahren nach langer und schwerer Krankheit verstorben. Als Herausgeber, Chefredakteur und Autor kommentierte und prägte er mit seiner DAZ das sportliche, kulturelle und politische Leben in seiner Heimatstadt Augsburg über mehr als 15 Jahre in einzigartiger und nicht zu ersetzender Weise. Die DAZ verliert ihren Mittelpunkt. Das Team der DAZ verneigt sich vor seinem Lebenswerk. Mach’s gut, Siggi!

geschrieben von Bernhard Schiller am 03. March 2024 um 10:04.

02. March 2024

Die Augsburger Zeitung

„Judenhass Underground“ – Das Augsburger Friedensbüro veranstaltet am 5. März einen Diskussionsabend zum Antisemitismus in linken Subkulturen

Judenhass und israelbezogener Antisemitismus werden nicht ausschließlich von Rechtsextremen verkörpert. Diese Tatsache brachte vor rund neun Monaten Unordnung in den Augsburger Friedensfestbetrieb. Von der DAZ war der Stadtverwaltung eine zu gering ausgeprägte Sensibilität gegenüber der BDS-Bewegung und insbesondere gegenüber Antisemitismus aus dem linken Spektrum vorgeworfen worden. Nun veranstaltet das Friedensbüro der Stadt Augsburg gemeinsam mit der Volkshochschule, dem Evangelischen Forum Annahof, dem Jüdischen Museum und dem Staatstheater im bekannten Format „Denkraum“ einen Diskussionsabend, bei dem ausdrücklich der  allgegenwärtige Antisemitismus in linken Subkulturen das Thema sein wird.

Von Bernhard Schiller

Dafür haben die Veranstalter die beiden Herausgeber des Sammelbandes „Judenhass Underground“ eingeladen, der Mitte August 2023 erschienen ist. Vor dem 7. Oktober. Stefan Lauer und Nicholas Potter werden ihr Buch vorstellen und von aktuellen Entwicklungen des (linken) Antisemitismus berichten, der laut „Judenhass Underground“ in der Klimabewegung ebenso vorkomme wie in queeren Communities und der Clubszene.

„Diverse Szenen im … linken Spektrum haben nicht nur Schwierigkeiten“ den Antisemitismus „beim Namen zu nennen“. Auch „können oder wollen“ „Leute, die sich sonst auf der ‚richtigen Seite der Geschichte wähnen“, „Antisemitismus oft … nicht erkennen.“ Mit diesen Worten beginnen Nicholas Potter und Stefan Lauer als Herausgeber das Buch „Judenhass Underground“. Durch Boykottkampagnen gegen den „Kindermörder Israel“ würde sich Personen aus dem linken Spektrum als „die Guten“ stilisieren. Das mache deren Form des Antisemitismus jedoch nicht weniger gefährlich. „Viele Linke glauben, sie könnten per se nicht antisemitisch sein, der ganzen Tradition des linken Judenhasses zum Trotz. Der Vorwurf des Antisemitismus wird vehementer bekämpft als der Antisemitismus selbst“ so Lauer und Potter.

Harte Kritik also, die in dem Buch zur Sprache gebracht wird und auf die nach der Veröffentlichung innerhalb des linken Spektrums kontrovers, teilweise mit deutlicher Ablehnung, reagiert wurde: In der Wochenzeitung „der Freitag“ (deren Verleger Jakob Augstein schonmal handfesten Antisemitismusvorwürfen ausgesetzt war) bezeichnet Maren Romstedt „Judenhass Underground“ als ein „Buch, das Antworten gibt.“ Anders sieht das Peter Ullrich in der sozialistischen Tageszeitung „nd“ (Neues Deutschland), für den der Sammelband vor allem eine „riesige Enttäuschung“ darstellt. Er wirft den Autoren radikale Parteinahme für Israel vor und „Skandalisierungen antisemitischer Vorfälle“, findet daneben aber auch richtige Analysen. Noch etwas härter urteilt Dan Weissmann in der von dem Aktivisten Jakob Reimann redaktionell verantworteten Internetzeitung „Die Freiheitsliebe“ im September 2023: „Judenhass Underground“ sei ein „Symptom fehlgeleiteter, narzisstischer deutscher Erinnerungskultur“, wie sie aus der „deutschen Pseudo-Linken“ komme, die „den Palästinenser:innen Auschwitz wohl niemals verzeihen“ werde.

Wer zu der Veranstaltung des Friedensbüro geht, kann sich ein eigenes Bild von dem machen, was die beiden Herausgeber an Belegen für linken Antisemitismus und Antisemitismus im Kunst- und Kulturbetrieb zusammengetragen haben.

Der „Denkraum“ lädt ein zur Diskussion. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit, Fragen an Nicholas Potter und Stefan Lauer zu richten und ins Gespräch zu kommen. Der Abend wird moderiert von Barbara Friedrichs.

Tickets sind online erhältlich unter friedensstadt-augsburg.reservix.de, bei der Bürger- und Tourist-Information am Rathausplatz und bei allen Vorverkaufsstellen mit Reservixsystem. Restkarten an der Abendkasse. 

Judenhass Underground – Veranstaltung des Denkraums
Dienstag, 5. März 2024
Soho-Stage, Ludwigstraße 34, 86152 Augsburg

geschrieben von Bernhard Schiller am 02. March 2024 um 17:46.

Augsburg in der Tagesschau – And the show will go on!

Spätestens seit die Tagesschau über die Rekordbeteiligung bei der Kundgebung gegen Rechtsextremismus auf dem Rathausplatz – die DAZ berichtete –  und das Engagement des Augsburger Büros für gesellschaftliche Integration für mehr Demokratie und ein besseres Miteinander berichtete – sind Kundgebungen, Demonstrationen wie auch interkulturelle Kulturangebote Talk of the Town.

von Udo Legner

Die Gewerkschaft Verdi hatte am Freitag mit einem Warnstreik in vielen deutschen Städten den ÖPNV weitgehend lahmgelegt. In Bayern fanden allerdings keine Warnstreiks statt, weil im Freistaat derzeit keine Tarifverhandlungen laufen.

Verdi und Fridays for Future im Schulterschluss

Trotzdem beteiligten sich in Bayern viele Städte an dem bundesweiten Aktionstag für mehr Klimaschutz. Rund 500 Anhänger von Fridays for Future und Verdi gingen in Augsburg gemeinsam auf die Straße und protestieren unter anderem für Verbesserungen beim Nahverkehr.

Die Forderungen bezogen sich auf eine sozial gerechte und klimafreundliche Mobilitätswende, die eine flächendeckende und gute ÖPNV-Infrastruktur ermöglicht, aber auch bessere Arbeitsbedingungen garantiert. Ein Mitarbeiter der Stadtwerke ging auf die Arbeitsbelastung bei den Beschäftigten der SWA ein und führte eindrucksvoll aus, wie massiv viele seiner Kollegen unter Schichtarbeit, Personalknappheit und geteilten Diensten litten. Er machte deutlich, dass der Ausbau des ÖPNV ohne finanzielle Unterstützung der Kommunen durch Bund und Länder Wunschdenken bleiben werde. 

Von wegen Fahrradstadt

Leonie Zelle wies als Vertreterin von Fridays for Future darauf hin, dass sowohl der ÖPNV wie auch die Fahrradinfrastruktur auf Bundesebene konsequent von der Verkehrspolitik vernachlässigt worden seien. Nach wie vor steige in Augsburg die Zahl der zugelassenen Pkws und vom Label Fahrradstadt sei die Schwabenmetropole noch Lichtmeilen entfernt. 

Zukunftsmusik: Lichtermeer für Demokratie und Vielfalt

Bereits am Sonntag könnte es mit der Lichtermeer Kundgebung auf dem Augsburger Rathausplatz ein weiteres  Highlight und ein erneutes Strahlen für Demokratie und Vielfalt geben. Einmal mehr ruft das Bündnis für Menschenwürde dazu auf (ab 18.30 Uhr auf dem Rathausplatz) ein Zeichen gegen Hass und Hetze zu setzen. Hinweis: Bei dieser Lichtermeer Kundgebung ist offenes Feuer ausdrücklich verboten, während alle anderen Leuchtmittel wie Handylicht, Taschenlampen, Lichterketten und Stirnlampen erlaubt sind.

 

geschrieben von Udo Legner am 02. March 2024 um 14:23.

28. February 2024

Die Augsburger Zeitung

Deutsche Proteste
 – Kommentar

Bei den Anti-AfD-Protesten inszenieren sich etliche als Widerstandskämpfer. Aus der Geschichte gelernt, wie es so gerne heißt, haben sie offenbar nicht.

Der Kommentar erschien am 1. Februar 2024 zuerst in der jungle.world
Die DAZ gibt ihn mit freundlicher Genehmigung des Autors unverändert wieder.

Kommentar von Pascal Beck

Die Freude ist groß in der Medienöffentlichkeit, der Stolz ist kaum zu überhören: Deutschland ist antifaschistisch. Im gesamten Land demonstrierten Abertausende Menschen gegen die AfD. In Hamburg und München musste der antifaschistische Protest sogar wegen Überfüllung abgebrochen werden. Auslöser war der Bericht des Recherchenetzwerks Correctiv über ein geheimes Treffen von Rechtsextremen. »Knapp acht Kilometer entfernt« von dem Haus der Wannseekonferenz diskutierten diese demnach über »Remigration« aller, die ihrem Verständnis nach nicht als Deutsche gelten.

Die Nähe zu dem geschichtsträchtigen Haus am Wannsee, wo die Nazis 1942 die systematische Vernichtung der Juden koordinierten, war dem Recherchenetzwerk zufolge »womöglich« ein »Zufall« – aber erwähnenswert immerhin. Bei Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) weckte das konspirative Treffen sogleich böse Erinnerungen an die »furchtbare Wannseekonferenz«. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schlug ebenfalls Alarm: »Mit Deportationen hat auch damals alles angefangen.« Und die Juristenverbände warnten vor einer »zweiten Wannseekonferenz« – als hätte es die Reichspogromnacht oder die Nürnberger Rassegesetze nie gegeben, als hätte nicht schon am Tag eins der Nazi-Diktatur für alle Deutschen sichtbar die Verfolgung der Juden begonnen.

Kein Wunder, dass Demonstrationsteilnehmer sich in der Tradition Sophie Scholls oder Georg Elsers verstanden. Zumindest war auf einigen Protestschildern zu lesen, man könne nun endlich herausfinden, »was wir anstelle unserer Großeltern getan hätten«. Und auf Initiative des Potsdamer Oberbürgermeisters Mike Schubert (SPD) fand am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, im Hans-Otto-Theater in Potsdam eine szenische Lesung zu eben den Recherchen von Correctiv statt.

Der Antisemitismus war das Kernelement des Nationalsozialismus.

Der Kampf gegen die NSDAP kann jetzt nachgeholt werden. Mit dem kleinen, aber entscheidenden Unterschied, dass sich eben jene Widerstandskämpfer damals hätten gegen die Macht stellen müssen und derzeit für diese oder zumindest an ihrer Seite kämpfen, aber denken, sie wären in der Opposition. In einer Videobotschaft stärkte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den plötzlichen Antifaschisten den Rücken und forderte alle Menschen in Deutschland dazu auf, Stellung zu beziehen. Auch er verglich die Vertreibungspläne mit der Rassenideologie der Nazis. Stolz deklarierte die Medienseite Volksverpetzer: »Das, liebe AfD, ist das ›Volk‹, von dem ihr immer behauptet, ihr würdet für sie sprechen. Das ist die Mehrheit der Deutschen! Und sie wollen euch nicht!«

Die Demonstrationen wurden schnell zum Selbstläufer. Sie entwickelten eine Dynamik, wie man sie aus Anlass des am 7. Oktober verbrochenen größten antisemitischen Massakers nach 1945 noch immer vermisst. Die Größe von Demonstrationen gibt Auskunft über gesellschaftliche Prioritätensetzung. Wer derzeit bei den Protesten gegen die AfD das Versagen der eigenen Großeltern aufzuarbeiten meint, es seit dem 7. Oktober indes noch immer nicht geschafft hat, sich solidarisch mit dem jüdischen Staat und der jüdischen Diaspora zu zeigen, hat einen entscheidenden Punkt vergessen: Der Antisemitismus war das Kernelement des Nationalsozialismus.

Dem Angriff der Hamas auf Israel folgte eine Welle antisemitischer Attacken in Deutschland. In Berlin wurde ein Molotow-Cocktail auf eine Synagoge geworfen. Eine Jüdin musste in Köln aus ihrer WG ausziehen. In einer Berliner McDonald’s-Filiale wurden zwei Israelis angegriffen, weil sie Hebräisch sprachen. Das sind nur wenige Beispiele des Alltags von Juden in Deutschland seit dem 7. Oktober.

2.249 antisemitische Straftaten erfasste das Bundeskriminalamt seitdem; zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 waren es 2.300. Auf keinen dieser Vorfälle folgten Massendemonstrationen. Dass dieser Tage Hunderttausende gegen die AfD protestierten, der Zulauf zu Demonstrationen gegen Antisemitismus hingegen selten für mehr als dreistellige Teilnehmerzahlen reichte, beweist somit vor allem eines: den Gratismut derer, die sich gerade als Widerstandskämpfer inszenieren.

Die Stärke der AfD ist bedrohlich, keine Frage. Sie ist jedoch nicht das einzige Problem und nicht die einzige bedrohliche Entwicklung derzeit.

Es versuchten sogar bundesweit israelfeindliche Kräfte, die Proteste gegen die AfD zu kapern – teils mir Erfolg. In Münster wollte das Jugendbündnis gegen Antisemitismus eine Rede gegen Antisemitismus halten, wurde aber eigenen Angaben zufolge von der Gruppe Palästina Antikolonial daran gehindert. Wer als Antifaschist ernst genommen werden möchte, müsste zumindest die unzähligen Versuche der Hamas-Apologeten, die derzeitigen Proteste für sich zu vereinnahmen, abwehren, sie von vornherein für unerwünscht erklären und versuchen, sie aus den Demonstrationen herauszudrängen.

Die Stärke der AfD ist bedrohlich, keine Frage. Stark bleibt sie auch, trotz der Proteste. Nach der Veröffentlichung der Recherchen nahm die Zahl der Parteimitglieder sogar zu. Die AfD ist jedoch nicht das einzige Problem und nicht die einzige bedrohliche Entwicklung derzeit. Im Umgang mit ihr zeigt sich auch die selbstzufriedene Selbstinszenierung der wiedergutgewordenen Deutschen.

Als am Tag der Befreiung von Auschwitz 2.500 Feinde Israels auf den Straßen Berlins die Erinnerung an die Opfer der Shoah für ihren Hass instrumentalisierten, hätten die selbsternannten Widerstandskämpfer beweisen können, wie ernst sie es meinen. Zum Gegenprotest gekommen sind allerdings nur etwa 160 Menschen – keine Abertausende.

 

geschrieben von Gastbeitrag am 28. February 2024 um 22:46.

Mutter Courage im Martinipark

Die zwangsläufige Dynamik des Krieges

von Halrun Reinholz

Zum diesjährigen Brechtfestival hat das Theater Augsburg wieder mal ein Brechtstück auf dem Spielplan. Nachdem das Fehlen der Theaterpräsenz im letzten Jahr zum 125. Geburtstag Bertolt Brechts moniert worden war, wurde das sozusagen nachgeholt. Und so fand zur Eröffnung des Festivals zeitgleich auch die Premiere des Stückes „Mutter Courage und ihre Kinder“ im Martinipark statt. 

Es ist eines der eindringlichsten und auch bittersten Stücke von Brecht. Angesichts der aktuellen Weltlage weist es zudem eine erschreckende Aktualität auf. Die Normalität des Krieges, der sich selbst nährt und stetig fortführt wie eine Lawine, ist die Konstante der Handlung. Die Marketenderin Anna Fierling kennt nichts anderes als den Krieg. Sie steht ihm politisch gleichgültig gegenüber, aber sie lebt davon. Mit ihrem Wagen und ihren drei Kindern Eilif, Schweizerkas und der stummen Kattrin zieht sie den Heeren hinterher. Es ist der Dreißigjährige Krieg, den sich Brecht am Vorabend des Zweiten Weltkriegs als Folie für die Handlung seines Stücks gewählt hat. Der Erste Weltkrieg ist zwar noch in der Erinnerung der Menschen präsent, doch gilt der Dreißigjährige Krieg im kollektiven Bewusstsein der Historiker als das furchtbarste Kriegsereignis der Geschichte – wegen seiner Dauer und wegen des unermesslichen Leids für die Zivilbevölkerung. Ein schier nicht enden wollender Krieg, Normalzustand für eine ganze Generation.

Zeitlos und aktuell

David Ortmanns Inszenierung verzichtet auf plakative aktuelle Bezüge und vertraut zu Recht auf die Zeitlosigkeit von Brechts Text. Im Zentrum des Geschehens steht der Wagen der Marketenderin, die von allen „Mutter Courage“ genannt wird, weil sie „durch das Geschützfeuer von Riga“ gefahren ist „mit fünfzig Brotlaib im Wagen.“ Ihre Courage ist reiner Selbsterhaltungstrieb, ihr einziges Ziel, ihre drei Kinder durchzubringen. Ute Fiedler spielt diese pragmatisch-unsentimentale, vom Leben (und vom Krieg) gezeichnete Frau hervorragend. Alles um sie herum spielt sich vor oder neben einem militärisch anmutenden Zelt ab, aus dem die Akteure auftauchen und in das sie wieder verschwinden. Die Soldaten der Statisterie verändern unmerklich ihr Aussehen, werden im Lauf des Stücks immer „heutiger“ in der Ausrüstung. Und an der Wand werden Strichlisten geführt von Gefallenen. Eine zeitlose Angelegenheit.

Das Anliegen der Mutter Courage, ihre Kinder durch den Krieg zu bringen, ist zum Scheitern verurteilt. Gegen den Willen der Mutter lässt sich der älteste Sohn Eilif (Julius Kuhn) für den Kriegsdienst anwerben. Er wird in einer kurzen Friedensphase erschossen, weil er einen Bauernhof plündert. Für sowas war er im Krieg belobigt worden. Schweizerkas (John Armin Sander) bewacht die Kriegskasse der Truppe. Als die Katholischen das Lager überfallen, kann die Mutter ihn nicht davon abhalten, die Kasse zu verstecken. Er gesteht unter Folter und die Versuche der Mutter, ihn mit Geld auszulösen, scheitern. Um sich selbst zu retten, muss sie ihn selbst vor seiner Leiche verleugnen.  

Erst der Krieg schafft Ordnung

Schließlich ist da noch die stumme Tochter Kattrin, das Sorgenkind der Mutter. Sie kann sich nicht artikulieren und die Mutter weiß deshalb nicht, „was in ihrem Kopf vorgeht.“ Eine Besonderheit der Inszenierung ist, dass Kattrin tatsächlich von einer gehörlosen Schauspielerin gespielt wird. Anne Zander artikuliert sich mit Gebärden, was dem Publikum als Übertitel übersetzt wird. Da es (zumindest bei der Premiere) auch viele Gehörlose im Publikum gab, die wiederum die Bühnensprache nicht verstehen können, wird der gesamte Text wie beim Musiktheater an die Wand projiiziert. Kattrin greift in den Krieg ein, indem sie die Bewohner der belagerten Stadt Halle lautstark warnt, das bezahlt sie mit dem Leben. Die zentralen Figuren werden ergänzt von Gerald Fiedler, Klaus Müller, Natalie Hünig, Sebastian Müller-Stahl sowie von der Statisterie. Die Normalität des Krieges ist gleichzeitig das Grauenvolle daran. „Frieden, das ist nur Schlamperei, erst der Krieg schafft Ordnung“, hat Brecht dem Feldwebel in den Mund gelegt. Mehr aktuellen Bezug braucht es da nicht.

Mutter Courage und ihre Kinder (v.l.): Anna Zander (Kattrin), Julius Kuhn (Eilif), John Armin Sander (Schweizerkas) und Ute Fiedler (Mutter Courage) ©Jan-Pieter Fuhr

Mutter Courage und ihre Kinder (v.l.): Anna Zander (Kattrin), Julius Kuhn (Eilif), John Armin Sander (Schweizerkas) und Ute Fiedler (Mutter Courage) ©Jan-Pieter Fuhr

 

Die Dekonstruktion der Musik

Eine wichtige Rolle spielt bei der Mutter Courage die Musik von Paul Dessau. Sie wirkt zuweilen schräg und atonal. Stefan Leibold, der für das Schauspiel zuständige Theatermusiker, erklärt dem Publikum bei der einige Tage nach der Premiere stattfindenden „Theaterpredigt“ den Grund dafür: Dessau hat das Klavier „verwanzt“, mit Reißnägeln bearbeitet, um den Ton zu dämpfen und, ja zu „dekonstruieren“, wie der Krieg das Leben dekonstruiert. Leibold führt diesen Effekt vor, indem er Klebeband  an bestimmten Stellen der Klavierhammer anbringt. Bei der Bühnenaufführung sind außer dem Klavier auch andere Instrumente beteiligt – Bläser und Schlagwerker aus den Reihen der Augsburger Philharmoniker. Auch die Blasinstrumente sind gedämpft und unterstreichen die Botschaft der bekannten Dessau-Lieder: „Und was noch nicht gestorben ist / das macht sich nun auf die Socken nun“ (Lied der Mutter Courage), „Ihr vergeht wie der Rauch / und die Wärme geht auch“ (Ballade vom Weib und dem Soldaten). 

Kanzelrede zur Mutter Courage

Nur zwei Tage nach der Premiere der Mutter Courage fand in der Kirche St. Anna die „Theaterpredigt“ dazu statt. Dieses beliebte Format, eine Kooperation des Staatstheaters mit den beiden innenstadt-Kirchen St. Anna (evangelisch) und St. Moritz (katholisch) bietet einem Redner die Möglichkeit, zum Thema des jeweiligen Stückes von der Kanzel zu „predigen“. Die Kanzelrede zur Mutter Courage hielt Freifrau Elisabeth von Hammerstein, Politikwissenschaftlerin, die sich in ihrer Dissertation mit dem Westfälischen Frieden und seiner möglichen Vorbildfunktion für die Lösung moderner Konflikte befasst. Diesen Gedanken erörterte sie im ersten Teil der Rede, stellte die historischen Zusammenhänge dar und hob die Bedeutung dieses Friedensvertrags nach einem unendlich langen Krieg mit verhärteten Fronten hervor. Zwar haben die Verhandlungen für den Friedensvertrag von Münster und Osnabrück sich über fünf Jahre gezogen, doch mit hoher Kompromissbereitschaft sei es gelungen, nach den verheerenden Zerstörungen eine Neuordnung Europas zu schaffen. Sie sähe da durchaus Möglichkeiten, sich auch in den aktuellen Konflikten im Nahen Osten und der Ukraine an einem solchen Vertragswerk zu orientieren.

Strichlisten für die gefallenen Soldaten ©Jan-Pieter Fuhr

Strichlisten für die gefallenen Soldaten ©Jan-Pieter Fuhr

Deeskalation durch bewusste Sprache

Im zweiten Teil ihrer Rede lenkte Elisabeth von Hammerstein die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Bedeutung der Sprache für die öffentliche Wahrnehmung von Dingen.  Ihre Erfahrungen dazu sammelt sie nicht zuletzt durch ihre derzeitige berufliche Tätigkeit als Redenschreiberin des Bundesverteidigungsministers. Auch durch Sprache, hat sie festgestellt, werden Dinge in den Fokus gerückt, etwa der Krieg. „Deutschland muss kriegstauglich werden“, ein Satz ihres Vorgesetzten, hat zu Irritationen geführt, obwohl er nur vor einem einschlägigen (militärischen) Publikum geäußert wurde. Durch Sprache kommen Bedrohungen näher, werden Hemmschwellen abgebaut. Mit Sprache bewusst und sorgsam umzugehen sei im Zeitalter sozialer Medien mehr denn je ein Gebot des demokratischen Bewusstseins. Die „Eskalationsspirale der Rhetorik“ sei nicht zielführend, sondern spaltend. Deeskalation, sorgsamer Umgang mit Sprache, sei deshalb ein Gebot der Vernunft und dringender Auftrag an alle, die sich mit Sprache beschäftigen.

geschrieben von Halrun Reinholz am 28. February 2024 um 08:57.

27. February 2024

Die Augsburger Zeitung

Brechtfestival 2024: Unter Kumpels und Sportsfreunden

Die informelle doppelte Eröffnung  zeigt interessante Ansätze, aber auch Befremdliches

Von Halrun Reinholz

Nun ist wieder Brechtfestival, zum zweiten Mal unter der Leitung   von Julian Warner. Die Eröffnung im Martinipark fiel mit der Premiere von „Mutter Courage“ zusammen. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als das Festival Brechts 125. Geburtstag  feierte, ist das Theater diesmal zumindest mit im Boot. 

Festlich eingestimmt, ein Glas Sekt in der Hand, wartet das Premierenpublikum gespannt auf die eröffnenden Grußworte. Auf der Bühne sitzt schon die ganze Zeit über ein elegant gekleideter Mann mit Frauenperücke und in blau und grün glitzernder Garderobe.  In einem sehr rustikalen Deutsch mit stark angelsächsischem Akzent fängt er unvermittelt an, die Anwesenden freundlich  zu begrüßen. Er ruft „die Eva“ (Weber) auf die Bühne, dann „den Jürgen“ (Enninger) und schließlich „den André“ (Bücker), den Hausherrn im Martinipark. Weder im Programmheft noch im Internet findet sich ein Hinweis darüber, wer der ominöse Festival-Eröffner ist. Erst intensive Internet-Recherchen lösen das Geheimnis auf: Es handelt sich um den „Schauspieler und Performer“ Damian Rebgetz, offenbar aus Berlin angereist, wie er selbst im Plauderton bekanntgibt. Manche kennen ihn wohl schon vom letzten Brechtfestival.  

„Brecht und keine Zukunft“

„Brecht und keine Zukunft“ hat Festivalleiter Julian Warner das Editorial zum Brechtprogramm überschrieben, als Erklärung für das diesjährige Festival-Motto: „No Future“. Wenig eingängig, weil langatmig und kompliziert formuliert, seine auf Brecht und Benjamin verweisende philosophische Grundlage für dieses Motto. „Die naiven eskapistischen Vorstellungen von …  Erhöhung, Innovation und Befreiung werden ersetzt durch die Administration der sich auftürmenden Katastrophe. Was bleibt, ist das Hier und Jetzt.“ Diese  No-Future-Stimmung vermittelt Warner bei der Festivaleröffnung allerdings nicht. Er seht gut gelaunt und grinsend im Publikum und macht keine Anstalten, als Gesamtverantwortlicher zumindest für ein informelles „Hallo“ in Erscheinung zu treten.  

Befragt von Moderator Damian darf „die Eva“ nun dazu Stellung nehmen, wie sie als Stadtoberhaupt das apokalyptisch anmutende Motto „No Future“ sehe. Für sie sei das keine Frage und keine Feststellung, sondern eine sportliche Herausforderung, eine Anregung, nach Lösungen zu suchen, sagt sie, und führt ihre „grundsätzlich optimistische Einstellung“ und Zuversicht ins Feld. Auch „der Jürgen“ muss sein vorbereitetes Grußwort stecken lassen. Immerhin kann er etwas energisch durchsetzen, wenigstens die Liste der Sponsoren verlesen zu dürfen. Im übrigen lobt er die Verknüpfung des Brechtfestivals mit dem Thema Sport, ein Bereich, der auch in sein Ressort fällt.  Intendant André Bücker und Dramaturgin Melanie Pollmann stimmen dann noch auf die bevorstehende Premiere von Brechts „Mutter Courage“ ein – ein eindringliches und angesichts der aktuellen Weltlage höchst aktuelles Stück darüber, was „der Krieg“ mit den Menschen macht. (Über die Premiere folgt demnächst ein eigener Beitrag).

Eröffnung des Brechtfestivals im Martinipark vor der Premiere von „Mutter Courage“

Eröffnung des Brechtfestivals im Martinipark vor der Premiere von „Mutter Courage“

Am nächsten Tag fand, abseits vom glitzernden Premieren-Parkett (falls man den Martinipark so nennen kann), eine zweite, quasi volkstümliche Festival-Eröffnung statt. Die Idee, in die Stadtteile zu gehen und lokale Akteure mit einzubeziehen, hat Warner auch in diesem Jahr fortgeführt und Oberhausen dafür ausgewählt. Als Festivalzentrale fungiert das ehemalige Möbelhaus Lederle am Plärrer, ein ausreichend großes und gut erreichbares Gebäude. Die große Parkfläche dahinter wurde angesichts des sonnigen Frühlingswetters für die Eröffnungsveranstaltung genutzt. Moderator Damian Rebgetz, diesmal in königlich anmutender Robe, begrüßte die Menschen vom Flachdach aus, wo auch die die Grußworte gesprochen wurden. Derweil fand unten auf der rieseigen Fläche das „Turnfest“ mit Vorführungen verschiedener Sportvereine und anderer Gruppen statt, die der Einladung des Festival-Teams gefolgt waren. Den Start machte wenig akrobatisch, dafür auch ohne Verstärkung deutlich hörbar, die „Alphorngruppe Waltenhofen“. Sportlich wurde es mit der Gruppe der Cheerleader „CheerInMotion“, die  atemberaubende Akrobatik vorführten. Es folgten die Pfadfinder der Assyrischen Jugendgruppe, die Voltegiergruppe des Augsburger Pferdesportvereins, die Marching Band der Centerville-Schule, der Augsburger Baseball-Verein, eine Tanzgruppe des Mesopotamien-Vereins, Mitglieder der Jiu-Jitsu und Karate-Schule Augsburg, eine sehr große Yoga-Gruppe sowie ein Musikensemble des Alevitischen Kulturvereins. Nicht alle erwiesen sich als so vorführtauglich wie die akrobatischen Cheerleader, doch die Aufmerksamkeit der Zuschauer musste ohnehin zweigeteilt werden, denn die Reden vom Flachdach erfolgten nicht zwischen, sondern während der sportlichen Vorführungen auf dem Platz. Die Philosophin Eva von Redecker knüpfte auch an die von Warner vorgegebene Dualität von Brecht und Benjamin an und berichtete von den Alpträumen einer Menschheit ohne Zukunft. Nur die Phantasie, so ihr Plädoyer, kann für ein sanftes Erwachen aus dem Alptraum sorgen. Danach gaben Vertreter von drei Religionen ganz persönliche Einblicke darüber, wie sie sich die Gestaltung der Zukunft vorstellen: Riza Eliagir vom Augsburger Bildungs- und Kulturverein in der Eschenhof-Moschee baut auf das Rezept des menschlichen Miteinanders, zu dem auch der Humor gehört. Nenad Živković von der serbisch-orthodoxen Gemeinde Augsburg orientiert sich an der Unbeschwertheit seiner Kinder im Hier und Jetzt und die evangelische Pfarrerin der Oberhauser Kirche St. Johannes Snewit Aujezdsky findet ihren Anker im Glauben. Durch die Gleichzeitigkeit mit den Sport-Vorführungen ergaben sich durchaus interessante Assoziationen zwischen Auge und Ohr: Die achtsamen Worte der Philosophin wurden durch die Yoga-Posen unterstrichen, die salbungsvolle Predigt der evangelischen Pfarrerin dagegen durch den harten Aufprall der schwarzbegürtelten Jiu-Jitsu Kämpfer seltsam konterkariert. Kontraste wie im richtigen Leben.

Die Augsburger Cheerleading-Gruppe Cheer in Motion bei der akrobatischen Vorführung zur Festival-Eröffnung.

Die Augsburger Cheerleading-Gruppe Cheer in Motion bei der akrobatischen Vorführung zur Festival-Eröffnung. ©_BrunoTenschert47

„Wenn der Lauf der Geschichte in keine Zukunft mehr führt, muss er aufgehalten werden. So wie die historischen Turner*innen ihr Körpertraining mit einer politischen Idee verbanden, ist auch dieses Turnfest eine politische Geste: Mit Kraft, Spannung und Schwung bäumen wir uns auf gegen den Lauf der Geschichte.“ So die Prämisse im Brechtfestival-Programm für dieses „Turnfest“ zur Eröffnung. Turnen mit politischer Idee verbinden? Das ruft irgendwie unangenehme Assoziationen hervor. Dieses „Turnfest“ hatte allerdings nichts von dem, was in Nazi-Zeiten aber auch in der Sowjetunion und den Ostblock-Ländern an Missbrauch der sportlichen Idee stattgefunden hatte. Vielmehr sind heute die Orte, wo man „das Volk“ findet die Sport- und Kulturvereine der Stadt, insofern ist der Ansatz, in die Stadtviertel zu gehen, in Brechts Sinn konsequent. Ob die „Aufbäumung gegen den Lauf der Geschichte“ allerdings funktioniert und die „Vollbremsung“, die wir angeblich leisten müssen, um die Zukunft doch noch zu retten, durch dieses Brechtfestival in Gang gebracht werden kann, ist wohl eher Wunsch als Wirklichkeit. Wahrscheinlich braucht es eine wundersame, märchenhafte Rettung, wie sie zum Ende des Turnfestes sozusagen aus dem Nichts auftauchte: Zu den Klängen der wohlbekannten Filmmusik kam „Winnetou“, sozusagen direkt von den Dasinger Festspielen, in voller Montur – politisch unkorrekt und feierlich beklatscht – hoch zu Ross aus dem Gebüsch. Phantasie, wir erinnern uns, ist die Rettung. Damit war alles gut und die Party bzw. das Brecht-Festival wanderte ins Innere des Festival-Centers, wo bis zum 3. März noch einiges an Programm geboten ist: Sport, aber auch Diskussionsrunden, eine Bar und auch eine mobile Zeitkapsel als Kunstinstallation. 

geschrieben von Halrun Reinholz am 27. February 2024 um 07:14.

26. February 2024

Die Augsburger Zeitung

FCA siegt spät gegen Freiburg

Nach zuletzt vier sieglosen Spielen fand der FC Augsburg gegen den SC Freiburg, den Achtelfinalisten der Europa League, in die Erfolgsspur zurück. Nach frühem Rückstand konnte der FCA das Spiel noch drehen und versetzte die WWK-Arena mit seinem 2:1 Heimsieg im letzten Spiel des 23. Spieltags in Feierlaune.

Von Udo Legner

Trotz gleichzeitiger Kulturveranstaltungen – Bombennacht Gedenkkonzert in St. Ulrich und Brecht Festival – war die WWK Arena mit 28 894 fast ausverkauft. Ganz in weiß lief der FCA auf – mit Maximilian Bauer (für den gelb-gesperrten Jeffrey Gouweleeuw) und Fredrik Jensen (für Arne Engels) – und ließ bei den Zuschauern einmal mehr die Hoffnung auf das erste Saisonspiel ohne Gegentor aufkommen.  

Früher Rückstand trotz Dominanz 

Der FCA startete furios in die Partie und wäre beinahe früh in Führung gegangen, doch Jago traf nach feinem Spielzug und noch feinerem Zuspiel von Ruben Vargas (3.) nur den Pfosten. Die erste Viertelstunde gehörte dem FCA, der das Spiel durch aggressives Pressing dominierte und die Freiburger in deren Hälfte einschnürte, ohne allerdings zu Torchancen zu kommen. 

Out of the blue und den bisherigen Spielverlauf auf den Kopf stellend die Führung des Gästeteams in der 18. Minute: Allzu ungestüm ging Fredrik Jensen in einen Zweikampf mit Grifo, was vom Unparteiischen Bastian Dankert trotz massiven Protests der Spieler und Fans des FCA mit einem Foulelfmeter für die Freiburger geahndet wurde. Der gefoulte Grifo trat an, versetzte FCA-Keeper Dahmen souverän und brachte die Gäste in Führung. Dank der Augsburger Abschlussschwäche – auch Ruben Vargas-Freistoß aus aussichtsreicher Distanz ging über das Tor (44.) – und  Torhüter Noah Atubolu rettete der SC Freiburg die 1:0 Führung in die Halbzeit.

Fazit zur Halbzeit: Ein lediglich kämpferisch überzeugender Auftritt des FCA, der aus seiner Dominanz wegen vieler ungenauen Flanken und Harmlosigkeit bei den Standards kein Kapital zu schlagen vermochte.

Auch die zweite Halbzeit begann der FCA im Vorwärtsgang und beherrschte weiterhin das Spielgeschehen. Philipp Tietz hatte die erste Chance, verzog jedoch volley (50.). In der 72. Minute wurde das energische Anrennen des FCA endlich belohnt. Abwehrspieler Udokhai staubte nach einem von Freiburg-Keeper noch spektakulär parierten Tietz-Kopfball zum Ausgleichstreffer für den FCA ab und dem eingewechselten Arne Engels war es vorbehalten, den 2:1 Siegtreffer (81.) nach großartiger Vorarbeit von Ermedin Demirovic zu erzielen.

Auf dem Weg aus dem Tabellenkeller

Durch diesen ersten Heimsieg im neuen Jahr rutschte der FCA auf Rang 11 in der Bundesliga-Tabelle vor und baute seinen Vorsprung auf den Relegationsplatz auf fast schon beruhigende neun Punkte aus.

Im nächsten Auswärtsspiel beim Tabellenletzten Darmstadt geht es für denFCA darum, ein weiteres Ausrufezeichen im Abstiegskampf (Samstag, 15.30 Uhr) zu setzen!

FCA: Dahmen – Mbabu, Bauer, Uduokhai, Iago – Jakić – Jensen (56. Arne Engels), Vargas Martínez (84. Niklas Dorsch), Rexhbecaj (56. Arne Maier) – Demirović, Tietz (79. Dion Beljo)

geschrieben von Udo Legner am 26. February 2024 um 20:46.

22. February 2024

Die Augsburger Zeitung

Hanau ist überall: Gedenken und Denkstätte

Ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis, der  „Zusammenschluss Augsburger Migranten(selbst)organisationen“ (ZAM), hatte zum Gedenken an den rassistisch motivierten Anschlag von Hanau vor vier Jahren zu einer Kundgebung und Demonstration aufgerufen. Darüberhinaus kooperiert der Verein mit der Stadt Augsburg bei der ebenfalls am Montag gestarteten „Denkstätte“ im Pop-Up-Store „Zwischenzeit“ in der Annastraße. 

Von Udo Legner

Am Ulrichsplatz versammelten sich etwa 500 Teilnehmende zum Gedenken des 4. Jahrestags der rassistischen Mordserie im hessischen Hanau. In den beiden Eröffnungsreden wurde darauf hingewiesen, dass es um ein würdevolles Gedenken ginge und auf Partei- oder Organisationsfahnen verzichtet werden sollte.  Über die Maximilianstraße und die Hallstraße ging der Demonstrationszug zum Königsplatz und von da aus weiter zum Rathausplatz.

Maximilianstraße / Foto von Udo Legner

Maximilianstraße / Foto von Udo Legner

„#sayTheirNames“ und „#hanauIstÜberall

Mit dem Slogan „#sayTheirNames“ der bundesweit stattfindenden Kundgebungen sollen die Todesopfer in den Fokus des Gedenkens gerückt werden, und damit dem nach rechtsextremen Anschlägen weit verbreitendem Phänomen entgegenwirken, dass mehr über den Täter als über die Opfer gesprochen wird.

Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun, Said Nesar Hashemi und Fatih Saraçoğlu wurden am 19. Februar 2020 in der hessischen Stadt Hanau ermordet und  weitere Menschen wurden hierbei zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Der Anschlag richtete sich gezielt auf migrantisch markierte Menschen und ist der schwerste rechtsterroristischen Anschlag in jüngster Zeit. Er steht auf der langen Liste der rechtsradikal motivierten Gewalttaten in Deutschland, die seit der Wende unter anderem in Halle, Kassel, München, Mölln, Solingen und Rostock-Lichtenhagen verübt wurden.

Um weiteren Gewalttaten gegenüber Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit Migrationshintergrund vorzubeugen sind alle Kommunen aufgefordert, Gegenstrategien zu entwickeln.

O-Töne zur Kundgebung : Stadtrat Serdar Akin und IB Vorsitzende Didem Karabulut

Didem Karabulut:  „Die Botschaften der Angehörigen der Opfer waren sehr bewegend und z.T. berechtigt anklagend. Das gemeinsames Marschieren hat das Solidaritätsgefühl verstärkt und die Pausen dazwischen haben Raum für Reflexion geboten. Besonders erfreulich war der hohe Anteil Jugendlicher und besonders auffällig war für mich das große Polizeiaufgebot.

Serdar Akin: „Es ist ein wichtiges Zeichen, dass so viele Menschen im Herzen Augsburgs zusammengekommen sind, um der Opfer der rassistischen Morde in Hanau zu gedenken. Wir alle müssen dafür sorgen, dass die Erinnerung wachbleibt. Sie mahnt uns dazu an, politisch und gesellschaftlich entschlossen gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu handeln.“

Von der Kundgebung zur „Denkstätte: Erinnern, Lernen, Verändern“

Anlässlich der Wochen gegen Rassismus (11. – 24. März) bespielt das Büro für gesellschaftliche Integration den Pop-Up-Store und Experimentierraum „Zwischenzeit 2.0“ in der Annastraße 16 mit dem neuen Format „Denkstätte: Erinnern, Lernen, Verändern. Eröffnet wurde der Ort zur Erinnerung und Aufklärung am 19. Februar mit einem stillen Gedenken an die Opfer des  rassistisch motivierten Anschlags in Hanau.

Bürgermeisterin Wild: Ort zum Umdenken

„Mit der Denkstätte wollen wir über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und vor allem ihre Folgen aufklären. Das vielfältige Programm lädt Augsburger Bürgerinnen und Bürger zum gleichzeitigen Erinnern und Lernen ein. Wir schaffen einen temporären Gedenk- und Lernort, um die Menschen zu berühren und zum Umdenken zu bewegen, so die Bürgermeisterin. 

Bleibt zu wünschen, dass auch möglichst viele Schulklassen diese Denkstätte aufsuchen und zudem von den vielfältigen Angeboten der sich anschließenden Internationalen Wochen gegen Rassismus sowie des partizipativen Just Kids Festivals  profitieren.

Weitere Infos: www.augsburg.de/gegen-rassismus und https://www.pop-poetry.de/programm.html

geschrieben von Udo Legner am 22. February 2024 um 23:13.